8. Nocturnal Culture Night 2013 – Ein Festival setzt Maßstäbe - Musik von Rock, Electro bis zu den 80th Klassikern, Kultur von Literatur bis Klassikfolk Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Dienstag, den 17. September 2013 um 17:29 Uhr
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8. Nocturnal Culture Night 2013 – Ein Festival setzt Maßstäbe
Von den Klassikern der schwarzen Elektroszene bis zum Urgestein des Indie-Rock
Musik von Rock, Electro bis zu den 80th Klassikern, Kultur von Literatur bis Klassikfolk
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Musik von Rock, Electro bis zu den 80th Klassikern, Kultur von Literatur bis Klassikfolk

Nach der eher etwas misslungenen Vorstellung der Rostigen Löffel gibt es Musik aus Neapel. Low-Fi (in Abwandlung von Hi-Fi) heißt das Trio um die Zwillinge Alessandro und Adriano. Synthie-Klänge und Gitarren ergeben einen frischen New-Wave-Sound, der irgendwie im Ohr haften bleibt.

 

NCN UnzuchtUnzucht bietet eine erfrischende Abwechslung im doch sonst überwiegend elektronischen Festivalablauf. Jubelnd empfangen die zahlreichen Fans vor der Bühne Schulz, den charismatischen Frontmann der Unzucht, der zunächst einmal einen Ringeltanz mit dem Mikrofonständer absolviert. Einen neuen Song haben Unzucht im Gepäck. "Nur Die Ewigkeit" wird auf dem neuen Album "Rosenkreutzer" zu finden sein. Mitsingen ist Pflicht, so das Motto bei diesem sehr kurzem Konzert. Nur sechs Lieder bringen die Jungs im Set unter. Dennoch lässt sich der Schulz sein Bad in der Menge nicht nehmen. Damit entwickelt sich der Nachmittag zu einem stimmungsvollen Rockevent.

 

Nachdem die Urväter des EBM, Autodafeh aus Schweden, auf der kleinen Bühne so richtig abgeräumt haben, fiebert man auf den Amphibühne dem nächsten Highlight entgegen. NCN 2013 HeimataerdeHeimataerde sind angekündigt. Derweil stapelen sich auf der Bühne Ritterutensilien, Äxte, Schwerter und Schilde. Der Orden der Heimataerde lässt grüßen.

Geht das überhaupt, eine Mischung aus Mittelaltermusik und moderner Electronik?  Heimataerde beweisen das eindrucksvoll. Eine Show mit Blut, Tod und Untoten bietet die passende Kulisse dazu. Songs vom aktuellen Album "Gottgleich" aus dem Jahre 2012, wie das "Pilgerlied", aber auch alte und altbekannte Songs haben die (Kreuz-)Ritter vom Orden mitgebracht. "Gib Mir" aus "Gotteskrieger" und der Uraltklassiker "Die  Brut" stehen auf dem Set. Da wird auf der Bühne eine Jungfrau ausgesaugt oder der dunkle Ritter ins Jenseits befördert.

Die Musiker entschuldigen sich bei den anwesenden Kindern und versichern, dass das alles  nur Show sei und lassen den getöteten Ritter flugs wieder auferstehen. Lieder und Show überzeugen. Auch wer Heimataerde noch nicht kannte, dem wird der Auftritt in Deutzen in Erinnerung bleiben. Vielleicht wird das auch der Beginn einer längeren Freundschaft?

Und schon wieder Erk! Ja so werden die meisten gedacht haben, als Rabia Sorda, das Soloprojekt des Mexikaners die kleine Bühne entert. Schlagzeug und Live-Electronik begleiten ihn dabei. Erk Aicrag steuert mit einem elektronischen Gerät den Klang seiner Stimme und verfremdet live seinen Gesang. Eine interessante Form der Liveumsetzung von Studiotracks,  Rabia Sorda ist etwas sanfter als Hocico, jedoch Erk nicht weniger temperamentvoll und stimmgewaltig. Auch hier gehört der gesamte Bühnenraum seinen flinken Füßen. So folgen hunderte Augenpaare vor der Bühne seinen Bewegungsdrang.


NCN 2013 Die Kammer

Als weiteren Höhepunkt auf der Kultubühne am letzten Festivaltag kann das Konzert von Die Kammer bezeichnet werden. Das Musikprojekt von Matthias Ambré (Ex-ASP) und Marcus Testory (Chamber) hatte 2011 kurz nach seiner Gründung für viel Wirbel gesorgt. Die beiden haben in früheren Jahre gemeinsam und auch bei den Produktionen von Chamber des Öfteren zusammengearbeitet und wagten mit Die Kammer einen Neuanfang . In akustischer Form erinnern sie an Chamber und schaffen handgemachte Songs und ehrliche Musik. Begleitet werden die Gitarristen Ambré und Testory von Schlagzeug, Tuba, Violinen und Cello. So entsteht eine Musik, die nicht allein von der Stimme Testorys lebt, sondern auch musikalisch einzigartig ist.

Dieses Konzert, das parallel zum anderen Bühnenprogramm stattfindet, ist eine gelungene Abwechslung zu den eher elektronisch und brachial geprägten Musikakts. Die Kammer wird 2014 mit Schandmaul unterwegs sein. So können sich die Musiker einem bereiteren Publikum vorstellen.


Wer kennt Sara Noxx? Sie ist bekannt von ihren Musikveröffentlichungen und von diversen Lesungen. Auch beim WGT war sie des Öfteren dabei. Gemeinsam mit Mark Benecke sang sie das Nick-Cave-Cover "Where The Wild Roses Grow". Auf der Kulturbühne liest sie bei der NCN 2013 Texte und Gedichte über Liebe und Tod, Texte voller Emotionen, voller unverblümter Realität und doch voller Poesie. Ihr Lesepartner Markus Förster, der gemeinsam mit Oswald Henke seinerzeit das Theaterprojekt "ZeitenWände" ins Leben rief, ist wegen Krankheit nicht anwesend. "Aber er lässt euch alle schön grüßen", so Sara Noxx. Von Förster stammen die meisten Texte.


NCN 2013 CamouflageSonntagabend, das Festival geht in die letzte Runde und vielen Besuchern steckt der Konzertmarathon schon sichtlich in den Knochen. So füllen sich die Bänke im Amphitheater rasend schnell. Als Camouflage nach einem schier nicht endenwollenden Intro (Overture) endlich die Bühne betreten, werden die vier Musiker frenetisch umjubelt. Viele kennen die Musik von Anfang an, was auch das Durchschnittsalter der Anwesenden widerspiegelt.

Die Bühne erstrahlt in den unterschiedlichsten Farben und Frontmann Marcus Meyn erscheint in diversen Lichtspots und Farben. Für den kranken Kollegen Oli gibt es denn auch gleich Musik. "Perfect" schicken die Musiker symbolisch auf die Reise. Dann geht es Schlag auf Schlag und mit "Love Is A Shield" endet das offizielle Set. Doch was wäre das Ende eines Festivals ohne Zugaben? Gleich zweimal kommen Camouflage zurück. Es folgen u. a. "The Great Comandment" und die Akustikversion vom Klassiker "Strangers Thoughts".

Es endet ein Festival, für das sich die Organisatoren und Veranstalter herzlich beim Publikum bedanken. "Ohne uch kann es die NCN nicht geben und ihr habt es uns überwältigend gezeigt. Danke."

Alles passt an diesem Abend, die Bands, die Atmosphäre, die Besucher und letztlich auch das Wetter, das fast bis zu den letzten Takten von Camouflage trocken und warm bleibt.

---> BILDERGALERIE NCN 2013

Vielen Dank an das NCN-Team für Akkreditierung und Fotopass!