12. Nocturnal Culture Night – Das Festivalhighlight in Mitteldeutschland - 12. NCN 2017 – Sonntag, der dritte Festivaltag Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Donnerstag, den 21. September 2017 um 08:07 Uhr
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12. Nocturnal Culture Night – Das Festivalhighlight in Mitteldeutschland
12. NCN 2017 – Freitag, der erste Festivaltag
12. NCN 2017 – Samstag, der zweite Festivaltag
12. NCN 2017 – Zwei Lesungen beim NCN
12. NCN 2017 – Sonntag, der dritte Festivaltag
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Dritter Festivaltag – Ein Querschnitt durch "fast" alle Genres der dunklen Musik

Der Sonntag hält noch einmal 16 Bands, 16 Performances, 16-mal unterschiedliche Musik für die zahlreichen Besucher bereit. Keine Überraschung sind Essence of Mind aus Norwegen, denn sie entern wie immer versiert die Bühne, in diesem Fall die Weidenbogenbühne. Als Opener für diesen Tag ziehen die Dark Rocker aus Norwegen ziemlich viele Besucher zu dieser frühen Stunde in den Kulturpark. Und es lohnt sich. Mit Dynamik, Energie und einer atemberaubender Bühnenpräsenz zieht Frontmann Erlend Eilertsen die Zuhörer in seinen Bann. Die Vertreter des Elektro Rock konnten schon mit Bands wie Apoptygma Berzerk und Zeromancer durch die deutschen Lande touren. Doch auch als Headliner haben die Jungs von sich reden gemacht.


Anziehenspunkt: Kulturbühne (Traum'er Leben und Otto Dix)


Interessant wurde es am frühen Nachmittag auf der Kulturbühne. Gleich zwei außergewöhnliche Formationen haben sich angesagt. Traum'er Leben überraschte mit neuen Liedern, Lieder die sich in Stil und Art von den Vorgängern unterscheiden. E-Gitarre und Keyboard konkurrieren gemeinsam mit der Akustik-Gitarre. Die Songs vorrangig in deutscher Sprache werden dadurch noch eingängiger und deutlicher. Sonnenwende, Solaris, Am Feuer oder Selbstlos sind Auszüge aus dem Zweieralbum Winterstarre vom März 2017.
Nach einer Pause sind hier an gleicher Stelle Otto Dix aus Petersburg zu erleben. Die Band, die sich nach dem Maler des Expressionismus und Verfolgten des Naziregimes Otto Dix benannt hat, präsentiert sich mit eigener musikalische Facette. Die hohe und eindringliche Stimme von Frontmann Michael Draw beherrscht die Songs von Otto Dix. Immer wieder greift der Frontmann zu Utensilien, die seine Songs unterstützen, Pistole oder  Peitsche. Zum Abschluss schwingt er eine Rote Fahne mit Hammer und Sichel der "großen" Sowjetunion über die Bühne. Der Auftritt der Band hat so manchen überzeugt, dass es nicht immer Englisch sein muss, sondern dass man auch in Muttersprache, in diesem Fall Russisch, gute Gothic-Musik machen kann.

Die Stimme von Kirlian Camera und Rock'n Roll begeistern die Besucher


Elena Alice Fossi, Frontfrau und Kopf von Kirlian Camera, präsentiert mit ihrem Projekt Spectra*Paris eine andere Seite ihres Könnens. Gemeinsam mit ihren Musikern interpretiert sie Songs anderer Künstler in ihrem unverwechselbaren Stil. Dabei versprüht die Italienerin wie eh und je ihren unwiderstehlichen Charme. Es ist eine Reise zurück zu den Klassikern der 80-er Jahre und in das wohl unerschöpfliche Schaffen von Kirlian Camera.
Beim überaus angenehmen Festivalwetter geht mit Sigue Sigue Sputnik aus London das NCN ganz langsam aber sicher zu Ende. Noch einmal drängen sich die Besucher vor der Amphi-Bühne. Jeder möchte hören und sehen, was die Szenekracher aus den 1980-er Jahren heute noch zu bieten haben. Ist die damalige Mischung aus Punk, Glitter, Elektro, MadMax, Rock'n Roll und Psychobilly noch so aktuell wie damals? Klingt der "21st Century Boy" noch so authentisch wie einst? Uns wie! Schon das Outfit ist vielversprechend. Rock'n Roll beim NCN, das passt tatsächlich. Sigue Sigue Sputnik Elektronic brauchen sich vor dem Punkrock der 80-er Jahre nicht zu verstecken. Sänger Martin Degville in orangefarbenen Anzug beherrscht die Bühne. Die musikalische Erinnerung lässt so manches Herz höher springen und bringt das eine oder andere Erlebnis jeder Zeit ins Bewusstsein zurück.

Mit Alternativ Rock und Aggrotech geht ein besonderes NCN zu Ende


Doch auch auf der Parkbühne hat das Festival noch etwas Besonderes zu bieten. Nein, Steine fliegen nicht, wie es Max Gruber, Frontmann und Kopf hinter Drangsal befürchtete. Dagegen findet die große Bandbesetzung mit fünf Musikern auf der Bühne großen Anklang. Musikalisch erwartet die Besucher beim letzten Akt auf der Parkbühne mitreißender düsterer Indie-Rock mit deutschen und englischen Texten. Der Sound geht in die Beine und Stillstehen gilt nicht. Songs wie Will nur dich, Zur Blauen Stunde und Hinterkaifeck sind alles andere als seichte Unterhaltung. Letzteres erzählt von einem unaufgeklärten Mehrfachmord aus dem Jahre 1922.
Den Abschluss beim 12.NCN machen Suicide Commando. Der Belgier Johan van Roy hat das Projekt bereits 1986 ins Leben gerufen und stetig weiterentwickelt. Heute ist Suicide Commando prägend für Aggrotech. Die Songs von Johan van Roy behandeln Themen rund um den Suizid (Selbsttötung). Alle 40 Sekunden nimmt sich ein Mensch auf dieser Erde das Leben, beschreibt er in einem Song. Was sind die Ursachen daür? Er fragt danach. Die Musik ist hart, direkt und versetzt die unzähligen Fans vor der Amphi-Bühne in intensive Bewegung. Die Begeisterung ist kaum zu bremsen. Selbst nach den Zugaben möchten sich die Zuhörer nicht zufrieden geben.

 

Großer Dank an alle, die gekommen sind

Doch es folgt ja noch die Verneigung des NCN-Teams vor dem Publikum. Holger Troisch fragt:"Ist jemand das erste Mal dabei? Wollt ihr wiederkommen?" Lauter Beifall erklingt. "Jeder ist auf unserem Festival willkommen", sagt der Gründer und Veranstalter des Festivals.
Auch in diesem Jahr gilt ihm, Holger Troisch, dem NCN-Team, der freundlichen Security und den Händlern an den vielen Imbiss- und Getränkeständen großer Dank. Diesen Dank gibt das NCN-Team an diesem Sonntagabend an die Besucher zurück, denn so, Manya Kreiser, lebt das Festival nur durch die Besucher, die jedes Jahr nach Deutzen kommen, um einfach drei Tage in entspannter familiärer Atmosphäre zu feiern und Musik hören wollen.