Spezialausgabe NCN 2021 – Ein unvergessliches Erlebnis - Seite 2 Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Montag, den 20. September 2021 um 00:00 Uhr
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Spezialausgabe NCN 2021 – Ein unvergessliches Erlebnis
Toller Auftakt am Freitag
Konzertmarathon am Samstag
Sonntag, ein fulminanter doch etwas wehmütiger Abschied
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Toller Auftakt am Freitag

Der erste Festivaltag beschert den Besuchern bereits neun Bands, vom 17 Uhr bis spät nach Mitternacht. Auf der Hauptbühne gaben sich nur bekannte Namen, die Klinke in die Hand. Doch auch die musikalischen Gäste auf der Kulturbühne waren für viele keine Unbekannten, für den einen oder anderen jedoch ein Neuentdeckung.
Paralyzzer eröffneten den Konzertreigen auf der Kulturbühne. Michael Formberg (Ex-Paranoid) war mit Live-Keyboarder gekommen und brachte die Songs aus den beiden seit 2019 veröffentlichen Soloalben, Extatic Instinct und Humanized ‎zu Gehör. Viele Fans hatten sich bereits an der Bühne versammelt, leicht am Paralyzzer T-Shirt zu erkennen. Die Musik ist eine Mischung aus EBM und Industrial. Zu beginn der Show legte Michael Formberg mit Again and Again aus dem Album aus den Jahre 2020 die Meßlatte schon ziemlich hoch. Secret of Life vom gleichen Album schloss sich an. Natürlich durften auch Songs von seinem Anfängen nicht fehlen. Mit einer dynamischen Show begeisterten Paralyzzer ihre Anhänger und haben sicher bei dieser Show auf dem NCN neue hinzugewinnen können.
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Parallel zogen Metallspürhunde die restlichen Besucher in ihren Bann und lieferten eine  fantastische Show ab. Die Band aus der Schweiz besteht aus Michel Frasse (Music/Vocals), Marion Altwegg (Lyrics/Vocals), Sebastian Hausmann (Guitars) "Anstelle von unseren leider verhinderten Gitarist Sebastian ist Andy Schröder aus Leipzig eingesprungen", freute sich der Frontmann und stellte zugleich den Zugang in der Band Geo Ioannidis an den Drums vor.
Die Songs von Metallspürhunde gehen ins Ohr mit Texten voller aktuelle Aussage. Songs, wie Obszöne Neue Welt (Destroying the Brain), Was hat dich bloß so ruiniert, Heidi auf Schweizer Deutsch und Totentanz vom der aktuellen EP Oh Hamlett zeigten die Bandbreite der Band, die bei vielen Besuchern zu den Highlights des ganzen Festivals zählte und für manche einen unerwarteten symbolischen Geldsegen brachte.
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Für viele ein willkommenes Wiedersehen waren Blind Passenger. Die Show begann mit
Didgeridoo-Klängen bevor Frontmann Nik Page das Publikum in seinen Bann zog.
Die Band mit dem roten Stern und extravaganter Kleidung, besonders von den beiden Damen Olivia und Haydee, ließen die Herzen der Nostalgie höher schlagen. Musikalisch bieten Blind Passenger Sounds im Stil der 1980-er Jahre, mitreißende Rhythmen und viel für das Auge. Auf dem aktuellen Album Zeitsprung Vol. 2 interpretiert Nik Page und seine Leute Erinnerungen an die großen Hits der 1980-er Jahre. Songs wie Goldener Reiter, Don't Go oder sogar Love Is A  Shield kann man hier in einer noch nicht dagewesenen Version hören.
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Wenn "Das Ich" auf der Running Order steht, da heißt es natürlich nicht verpassen. So auch in Deutzen. Stefan Ackermann, Buno Kramm und Kevin Groß sind noch genau so faszinierend und außergewöhnlich, wie in den ersten Jahren. Trotz zunehmenden Alters haben die drei nichts an Biss und Bühnenpräsenz verloren. Die beiden Keyboards, mittlerweile drahtlos verbunden, stehen fast niemals still und Frontmann Stefan hängt fast wie verbunden an der Stahlkette, an der sein Mikrofon befestigt ist. Das Gestell zeigt ein nach oben zusammengedrücktes Kreuz, Ausdruck für Ablehnung von Religion. So heißt es auch im Song Gott ist tot - Gottes Tod, Gottes Tod, Gottes Gottes Tod, es wird schon wieder weitergehen. Natürlich warteten die Zuhörer nicht vergeblich auf Songs wie Kain und Abel, Uterus – vergib mir (Gott lass mich leiden. Der Teufel gibt mir Brot Mensch gib mir Seele Und Mutter gib mir Blut) oder Destilat (Gib mir mein Destillat, Gib mir mein Alltagstod, Gib mir mein Gnadenbrot, Zur Ewigkeit). Bruno Kramm verabschiedete sich mit: "Dankeschön an Holger und alle, die hier mithelfen, Dankeschön an alle, die uns wieder zurück ins Leben gebracht haben."
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L'ame Immortelle, das sind Sonja Kraushofer und Thomas Rainer. Beide kommen aus Österreich und sind weit über die Szene hinaus bekannt. Es war ein Fest, die beiden wieder einmal live nach soviel Pandemieabstinenz hören zu dürfen. Stumme Schreie, eines der Hits der Band erklang denn auch als Opener der 75-minütigen Show. Sonja zeigte sich in einem schwarzen und einem roten Kleid. Natürlich durfte auch die gerade veröffentlichte Single Angst im Programm nicht fehlen. Auch einen Song aus dem neuen Album Im tiefen Fall,  Catch my Fall haben L'ame Immortelle vorgestellt. Die Songs wie Drahtseilakt oder Wie Tränen im Regen liegen zwischen Optimismus und Melancholie, wobei der Sound von vielen Gefühlen getragen ist, wie etwa von gefallenen Engeln und von einsamen fünf Jahren.
Noch zu erwähnen sei, dass Die Kammer und Hapex sehr hörenswert waren und natürlich Death in Rome die Anhänger des Neofolk zur Kulturbühne zogen. Die eigenwillige und außergewöhnliche Interpretation von Pophits sind immer wieder überraschend. Auch das Mitternachtsspezial, Sierra aus Frankreich, war für viele eine gelungene Überraschung.