Paul Armfield plays Tennyson Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Samstag, den 01. Oktober 2011 um 15:05 Uhr

cover, artfullsoundsLabel: Artfullsounds/Cargo
Genre: Folk
Erschienen: 26. August 2011

Alfred Lord Tennyson war einer der berühmtesten Dichter und Texter aus dem Großbritannien des 19. Jahrhunderts. Er verbrachte einen Großteil seines Lebens auf der kleinen Insel im Süden Englands, Isle of Wright, und starb 1892. Viele seiner Werke bildeten die Grundlage für künstlerische Umsetzungen bis in die heutige Zeit. So wurde sein bekanntestes Gedicht "The Charge of the Light Brigade" 1968 unter dem Titel "Der Angriff der leichten Brigade" verfilmt. Künstler wie Lorena McKennitt ("The Lady Of Shalott") haben seine Gedichte vertont.

Nun hat Paul Armfield eine überaus fruchtbare Kollaboration mit dem Werk von Tennyson abgeliefert. Der ebenfalls auf Isle of Wright beheimatete Singer und Songwriter führt auf der Insel einen kleinen Buchladen. Er wollte den Dichter besser verstehen und ihn vor allem für andere erständlicher machen.

"Wie viele andere Leute hatte auch ich Tennyson als pompösen, übermäßig dramatischen und wenig zeitgemäßen Dichter vor Augen. Doch nach genauerer Betrachtung fand ich eine sehr direkte und aktuell gültige Sprache. Ich hoffe alle Zuhörer werden überrascht sein, wie zeitgemäß seine Gedichte doch klingen und auch davon, wie ich sie musikalisch interpretiert habe", so der Songschreiber über seine Vertonungen.

Leicht und melancholisch

Armfield versteht es, die Texte äußerst abwechslungsreich vorzutragen. Gleich das erste Lied "Little Birdie" regt mit seiner Fröhlichkeit an, gleich mitzupfeifen. Dabei verwendet er auch entsprechende Instrumente, die den Vogel charakterisieren.

Die weiteren Lieder sind überwiegend melancholisch, teilweise verträumt und sparsam instrumentiert. Je nach Inhalt passt Paul Armfield seine Stimme dem Text an. Dabei singt er oft allein zur Gitarre und kommt bei "Sailor Boy" ganz ohne Instrumente aus.

Against the war - mit Gedicht und Lied gegen den Krieg

Die Vertonung von "The Charge Of The Light Brigade" wird dabei zu einer anklagenden Ballade an den Heldenmut, in der er die Sinnlosigkeit des Krieges anprangert .Eingeleitet wird der Song durch eine Tonaufnahme von Tennyson selbst, die er in hohem Alter eingesprochen hatte. Trotz sehr schlechter Qualität lässt sich dennoch erahnen, welche Dynamik und Ergriffenheit in den Worten steckt. Die zahlreichen Opfer des Angriffs waren dabei total sinnlos, weil dieser militärisch unüberlegt und auf Missverständnissen beruhte.

Lullaby

Mari Persen, eine norwegische Sängerin und Violonistin, hat Paul Armfield bei "Sweet And Low" gewinnen können. Mit sanfter und zauberhafter Stimme interpretiert sie das Schlaflied einer Mutter für ihr Baby, dessen Vater auf hoher See ist.


Paul Armfield legt nach "Blood, Fish & Bone" aus dem Jahre 2009 mit der Hommage an Tennyson sein zweites Album vor. Der Multiinstrumentalist versetzt den Hörer in die Zeit Tennysons auf eine typisch Armfield'sche Art und Weise. Markant ist seine mal bärige, mal kehlige Stimme, verpackt mit eine Prise Gitarre, Mandoline, Banjo und Kontrabass.

Seine Interpretation ist immer passend zum Text, verträumt, dunkel und nachdenklich. Jedoch ist seine Musik nicht für das Nebenbei-, sondern für ein bewusstes Hinhören bestimmt. Dann wird diese Musik so manchem unter die Haut gehen.

Für Freunde von Lambchop, den Tindersticks, Tom Waits oder Nick Drake ist dieses Album  eine willkommene Bereicherung.


Trackliste
01 Little Birdie (From 'Sea Dreams')
02 On A Spiteful Letter
03 The Splendour Falls (From 'The Princess')
04 The Poet's Song
05 Maud (An Extract)
06 The Charge Of The Light Brigade
07 Sweet And Low (From 'The Princess')
08 The Sailor Boy
09 The Voyage
10 Crossing The Bar

Weitere Infos
Homepage: www.paularmfield.com/
MySpace: www.myspace.com/paularmfield
Mari Persen: www.myspace.com/maripersen

Tourdaten für Mitteldeutschland
06.11.11 - Galerie Fango, Cottbus
07.11.11 - Dreikönigskirche, Dresden

08.11.11 - Neues Schauspiel, Leipzig

09.11.11 - Gasometer, Zwickau
10.11.11 - Feuerwache, Magdeburg
11.11.11 - Puppentheater, Gera

Vielen Dank an artfullsounds für die Bereitstellung des Rezensionsmaterials!