Leipziger Buchmesse 2014 - Rückblick Drucken
Geschrieben von: Charly Groß   
Sonntag, den 16. März 2014 um 20:29 Uhr

LBM 2014 (c) RezianerBereits am letzten Tag der Buchmesse stand fest: 237 000 Besucher haben die Leipziger Messe und ihr Lesefest "Leipzig liest" 2014 gewinnen können. Mit den 175 000 Besuchern der Messe allein im Jahr 2014 wurde der Besucherrekord 2013 mit damals 168 000 Besuchern erneut überboten. Dank 2194 Ausstellern hat sich auch die Anzahl der Verlage erhöht.

 

Bücher, Manga, Fantasy und Weltgeschehen

Ein wenig mussten sich die regelmäßigen Buchmesse-Begeisterten umorientieren, da es aufgrund der Umstrukturierung von Halle 1 zu einer Manga-Convention und damit zur Loslösung der Manga- und Comic-Ecke aus Halle 2 kam. Unter vorgehaltener Hand spricht man davon, dass sich Buchbranchenvertreter und Besucher hinsichtlich der im Laufe der Zeit angewachsenen Zahl von Cosplay-Fans etwas fremd fühlten. Allein der Manga-Samstag zeigt jedoch deutlich, dass der Platz für die vielen Manga- und Comic-Fans letztendlich nicht mehr ausreichend war. Dafür war die Fantasy-Leseinsel an Ort und Stelle und bot Newcomern wie Meistern der Phantastik eine Plattform zum Vorstellen ihrer aktuellen Werke.

Mehr dazu bei Manga und Fantasy auf der Buchmesse.

(c) Rezianer

Buchpreis für Europäische Verständigung - Gewinner spaltet die Lager

 

Aufregung gab es um die Preisverleihung des Buchpreises für Europäische Verständigung an den indischen Autor Pankaj Mishra für sein Werk "From the Ruins of Empire". Weitere Preisträger waren für den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich Belletristik Saša Stanišic mit seinem Roman "Vor dem Fest", im Bereich Sachbuch Helmut Lethen mit "Der Schatten des Fotografen" und in der Kategorie Übersetzung Robin Detje für seine Übersetzung von William T. Vollmanns "Europe Central" aus dem Englischen.

Den Indie-Autor-Preis bekamen im Bereich Belletristik Vanessa Mansini mit "Nicht von dieser Welt" und im Bereich Sachbuch Anja Dostert mit "Die verrückte Geschichte der Diät". Auch abseits der großen Events gab es einiges zu sehen. Im dritten und letzten Jahr wurden mit tranzyt die Länder Polen, Weißrussland und Belarus in den Vordergrund gerückt.

Neben diesen internationalen Gästen war jedoch durchaus noch viel Platz: Die Schweiz präsentierte sich durch "Auftritt Schweiz" als Gastland mit Lesungen von über 80 Autoren.

Viel Talent bei den Kleinstverlagen

 

(c) RezianerWer es speziell liebt, konnte in den Ständen von Kleinst- bzw. Selbstverlagen Autoren wie die Midori Harada für ihr Engagement bewundern: Die Japanerin präsentierte ihre Bücher mit dem kleinen Eisbären, die häufig ohne Text und dafür mit zahlreichen Illustrationen, gelegentlich auch mehrsprachig mit Text auf Japanisch, Französisch und Englisch liebevolle Reisegeschichten für Kinder und für das Kind in uns darstellen. Ob es sich dabei um Comics, Kinderbücher oder Kunstbücher handelt, mögen Schubladenfans selbst entscheiden.

Vor wenig Publikum las im Forum Leipzig liest – International die indonesische Lyrikerin Dorothea Rosa Herliany Gedichte wie "Messerheirat". Indonesien ist als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2015 darum bemüht, in kurzer Zeit durch ein spezielles Förderprogramm Übersetzungen indonesischer Literatur ins Deutsche und ins Englische anzustoßen.

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Literatur fördern – das will auch die slovenische nationale Buchagentur JAK. Die slovenische Vertreterin erläuterte im Gespräch, dass es in ihrer Heimat ein Programm zur Förderung der Literatur gebe: Nach der Auswahl eines Gremiums werden zwei Kinder/Jugendtitel pro Jahr ausgewählt und in einer speziellen Ausgabe gedruckt sowie an Bibliotheken im Land verteilt werden (ähnlich den Buchschenkungsausgaben der Stiftung Lesen in Deutschland, die jährlich Klassensätze bestimmter Titel an Schulen und andere Einrichtungen verschenken lassen). Engagement für das Buch zeigte auch Myriam Halberstam, die Verlegerin des Ariella-Verlages am Stand der Landesvertretung Israel. Sie verlegt jüdische Kinderbücher und stellte ihr neuestes Projekt, ein Wimmelbuch über Israel vor.

 

Ein wenig surreal ist die Mischung an Interessenlagen schon, die auf einer Buchmesse in Leipzig Revue passiert. Läuft man einerseits sowohl leichtgeschürzten als auch warm in Ganzkörperplüsch eingepackten Teens in allen Cosplay-Varianten über den Weg, die die bunte Mangawelt hergibt, streiten sich auf der anderen Seite ältere Menschen um Maidan und Krimkrise, wobei sie sich wahlweise als Imperialisten oder  anderweitig betiteln und die westliche Wahrnehmung als blind gegenüber den Realitäten ansehen. Man möchte meinen, sämtliche Weltanschauungen hier versammmelt zu sehen, auf einer Messe, bei der es um das Botschaftsmedium schlecht hin geht: das Buch.