Abrafaxe werden 40 - auf dem Schwarzen Sofa der MCC die Macher des Comics Drucken
Geschrieben von: Charly Groß   
Mittwoch, den 18. März 2015 um 19:00 Uhr

Keine Con kommt ohne Jubiäen aus. Zur MCC 2015 hat es gleich zwei erwischt: Eines davon waren die Abrafaxe. Sie werden 40 Jahre alt. Auf dem Schwarzen Sofa nehmen drei der Macher Platz und erzählen über das Trio, das nun schon seit 1976 Abenteuer zu bestehen hat.

40 Jahre Abrafaxe40 Jahre Abrafaxe - in einer halben Stunde ein Querschnitt von damals bis heute

Die Zeichen der Zeit sieht man den Ehrengästen an, als sie von ihrem Leben und Arbeiten für Mosaik und die Abrafaxe berichten. Auf der rechten Seiite hat es sich der Redaktionsleiter der Magazine. Jens Reuter, gemütlich gemacht. In der Mitte sitzt und moderiert Lektrorin und Mitarbeiterin beim Verlag Maren Ahrens. Auf der linken Seite ist Klaus D. Schleiter mit der Technik beschäftigt, denn das Gespräch wird durch eine Präsentation auf der Leinwand untermalt. Klaus Schleiter hält nicht nur die Präsentation in den digitalen Händen, sondern den ganzen Verlag. Er war es, der nach der Wende der Treuhand den Verlag Mosaik abkaufte und so die Abrafaxe vor dem sicheren Untergang rettete. Ein wahres Wirtschaftswunder: Ein "Wessi" aus der Werbebranche rettete den ostdeutschen Verlag.

Wendezeit

Daran erinnern sich die Beteiligten noch sehr gut, denn 1991, als der alte Verlag Junge Welt von der Treuhand liquidiert wurde, konnte nur noch ein neuer Investor das Mosaik-Heft und damit auch die Abrafaxe retten. Auf Bitten eines Freundes nahm Klaus Schlüter gemeinsam mit Anne Hauser-Thiele diese Herausforderung an, holte das Mosaik-Heft zu sich und gründete einen neuen Verlag. Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag sollte es werden - und nun zum ersten Mal seit im Jahre 1955 das erste Heft erschien, hatte ein Verlag "Mosaik" im Namen stehen. Bis es soweit war, gab es da aber noch ein Problem, denn die Septemberausgabe 1991 musste schnellstens ausgeliefert werden. Da die Treuhand jedoch lediglich das Okay gab, um die Abonnenten mit der Ausgabe zu bedienen, gingen die die Kioske leer aus. Nur die zahlenen Stammleser wussten um die Geschichten der Abrafaxe in der Septemberausgabe. Mehr durfte nicht gedruckt werden. Kein Wunder also, dass diese Ausgabe zu einem echten Sammlerobjekt geworden ist. Bei Sammlern bringt das Heft mit dem sprechenden Titel "In sicheren Händen" (Ausgabe 9 / 1991) rund 50 Euro. Im Vergleich, für nur eine Ausgabe früher muss gerade mal ein Zehntel, also rund 5 Euro, aufgebracht werden. Auch hier spricht der Name Bände: "Verraten und verkauft" (Ausgabe 8 / 1991).

Dem "kapitalistischen" Japan zu nah

Beide Comics stammen aus der Japan-Reihe, zu der Jens Reuter eine Anekdote zum Schmunzeln und Nachdenken parat hat. Denn für dieses Thema brauchten die Redakteure und Bildredakteure Informationen über das Land der aufgehenden Sonne, die es in der DDR nicht gab. Kurzum wurde der Botschafter aufgesucht und um Informationsmaterial über Japan gebeten. Der ließ sich nicht lange bitten und orderte alle nötigen Dinge an. Zum großen Erstaunen des Mosaik-Teams und zum großen Ärgernis des damaligen Chefredakteurs kam der japanische Botschafter im Verlag vorbei. Es hielt also, so erinnert sich Reuter im Gespräch, eine Limousine oder ein ähnliches Gefährt direkt am Verlagshaus, aus dem der Botschafter stieg und in den Verlag kam. Als der Botschafter wieder gegangen war, wurden die "Verantwortlichen" ins Chefbüro zitiert. Es könne nicht sein, dass ein Verlag au der DDR mit einem kapitalistsischen Land wie Japan Kontake knüpfe und "noch dazu in der Arbeitszeit", zitiert Reuter scherzhaft auf dem Schwarzen Sofa seinen ehemalgen Chef.

40 Jahre Abrafaxe - Zeitsprung - Jens Reuter erzähltLachen und Lernen

Doch die Macher von Mosaik und Abrafaxe wollten schon immer allem auf dem Grund gehen. Es soll eben nicht nur gelacht, sondern auch etwas gelernt werden. Die Abrafaxe suchen den Schatz von Kennth Sinclair, umsegeln Australien, landen in der Barockzeit und lernen Gottfried Wilhelm Leibniz, König Ludwig XIV, Zar Peter I, Robert Hooke oder Isaac Newton kennen. Ein anderes Mal landen sie im Kloster und inmitten eines mittelalterlichen Europas. Neben Japan lernen sie später noch Amerika kennen, wagen eine Fahrt im Orient-Express und suchen das Eldoroda und müssen sich mit Piraten herumärgern. In der aktuellen Reihe befinden sie sich im alten Rom im Jahre 100 vor Christus.

All diese Abenteuer werden ihnen ermöglichit durch Zeitsprünge und seit einiger Zeit auch durch überall auf der Welt existierende Zeittore. Was lernen die Leser dabei? Die Hefte sind so konzipiert, dass immer auch eine Lernphase mit dabei ist. Manchmal klären die Abrafaxe den Leser selbst über eine gerade gelesene historische Tatsache auf - oder aber es steht im Mittelteil. Denn irgendwann haben die Macher beschlossen, den Leser an ihren Rechercheerkenntnissen und Wissen teilhaben zu lassen und einen Wissensteil eingebaut. Der steht in der Regel in der Mitte. Das kann je nach Thema der Geschichte eine kleine Sternenkunde oder ein paar Wissensschnipsel über Aromastoffe und Mineralien sein.

40 Jahre Abrafaxe - das magische AugeDas magische Auge

Damit nun aber das Wissen auch an die richtige Stelle kommt und der Wissensteil durch das gewählte Medium, nämlich Heft, allzu begrenzt wird, haben sich die Abrafaxe-Macher etwas ganz Besonderes ausgedacht: das magische Auge, eine Abrafaxe-App fürs Smartphone. Dieses wird ab dem April-Heft 2015 bereits vereinzelt, aber spätestens ab der Mai-Ausgabe in allen Heften vorkommen. Wer es im Heft gefunden hat, kann mithilfe seines Smartphones erkennen, was sich "dahinter" verbirgt. So kann im digitalen Zeitalter auch ein Video zum Vorschein kommen, wie zum Beispiel der Zeichner eine bestimmte Szene gestaltet. Was mit Worten schwer zu erklären ist, kann so mit anderen Mitteln dargestellt werden. Der Clou: Es ist nur eine Kombination aus beidem möglich. Ohne das Smartphone ist das magische Auge nicht zu aktivieren und ohne das Abrafaxe-Heft kommt der Leser nicht an das magische Auge heran. Hier könnte man sagen: Online trifft Offliine - ein Heft und eine Smartphone-App. Diese neue Aktion zeigt, dass die Abrafaxe und ihre Macher noch immer mit der Zeit gehen.

Wer sind nun eigentlich die Abrafaxe

Die Abrafaxe werden zwar immer nur in einem Atemzug genannt, doch handelt es sich um drei Jungen. Diese scheinen niemals erwachsen zu werden und mit Weitsicht und jugendlicher Schlauheit ausgestattet zu sein. Der Abrax ist bei dem Trio der Kühne und Verwegene, der ein Abenteuer förmlich wittert. Brabax ist der Gelehrte und Vorsichtige, der auf seine Weise immer einen Ausweg findet. Der gutmütige und pummelige Califax symbolisiert das Menschliche, schließt schnell Freundschaften und sorgt für die Schmunzler. Dieses Trio kam das erste Mal 1976 ins Mosaikheft und hat sich inzwischen zum Herzstück gemausert. Seit Folge 200 haben die drei eine Ratte als Weggefährten dazu gewonnen.

Als längster Fortsetzungscomic der Welt werden die Abrafaxe im Guiness-Buch der Rekorde geehrt.

Als Vorgänger der Abrafaxe sieht man noch heute die Digedags an. Auch hier gab es ein Trio, bestehend aus Dig, Dag und Digedag. Vater des Trios war der Zeichner und Grafiker Hannes Hegen (+2014). Gemeinsam mit seiner Frau zeichnete er die ersten Comics. Auch Dig, Dag und Digedag trafen in Zeitreisen die Großen ihrer Zeit und wurden in Abenteuer verwickelt. Die Comics kamen von 1955 bis 1975 heraus. Durch, wie man annimmt, inhaltlichen und gestalterischen Differenzen mit dem damaligen Verlag, Junge Welt, wurde die Comicserie jedoch eingestellt und Hannes Hegen musste gehen. Ein halbes Jahr später schuf derselbe Verlag die Abrafaxe mit einem zunächst sehr ähnlichen Konzept. Sie sind bis heute geblieben.