Animes in Concert – ein Projekt aus Leipzig Drucken
Geschrieben von: Charly Groß   
Donnerstag, den 24. März 2016 um 18:14 Uhr

Animes in Concert aus Leipzig Vorstellung - Support: UnlovedFünf Ledersessel stehen auf der Großen Bühne auf der MCC 2016. Platz nehmen darin die Moderatorin, ein Mann mittleren Alters, ein Professor und ein Mädchen. Unloved aus Leipzig, die kürzlich von ihrer Japantour zurück sind, leiten mit zwei Liedern in die halbstündige Veranstaltung ein. Zur Einstimmung gibt es von den Darkrockern ein Lied aus ihrem Repertoire und anschießend eine Unloved-Interpretation vom "One-Piece"-Intro, bei denen die ersten schon mal hellhörig werden. Doch so lustig wie die Anime-Serie ist das folgende Thema nicht, ganz im Gegenteil. Es geht um nichts mehr als um Trauer und Hoffnung.



Mit Orchester, Animes und Manga gegen Depression

Der Mann, der jetzt das Mikrofon hält, ist Musiker und Onkel.

Eckart Bormann, der Initiator von Animes in Concert (mitte), links seine Nichte, rechts Moderatorin

Beides hat bei seinem Projekt "Animes in Concert" Bedeutung.  Als Onkel verlor Eckart Bormann vor drei Jahren seine Nichte Helena. Mit vierzehn Jahren sah sie keinen Ausweg mehr, als den Freitod zu wählen. Viel zu spät sei die schwere Depression von Helena erkannt worden. Das Mädchen neben ihm íst ihre Schwester Emilia. Man fragt sie, wie  sie den Tod ihrer Schwester verkraftet und was ihr durch die Zeit geholfen hat. Beeindruckend gefasst, antwortet sie, auch wenn man ihr ansieht, dass sie sich alles andere als wohlfühlt.

Die Moderatorin übernimmt wieder, um die Situation nicht zu sehr in die Schwere zu ziehen. Immerhin geht es bei dieser Veranstaltung auch um Hoffnung. Da kommt Eckart Bormann als Musiker ins Spiel. Als Fagottist und Dirigent spielt(e) er in verschiedenen Orchestern, unter anderem das MDR Sinfonieorchester. Demzufolge hat er die Kontakte, die man braucht, um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Seine Intention: ein Sinfonie-Orchester für Anime- und Manga-Fans hier in Leipzig. Sein Ziel: Die Erlöse bekommt eine Stiftung, die die Forschung zur Früherkennung von Depressionen und Suizidalität für Kinder und Jugendliche unterstützt.

Wo beginnt die Depression?

Depressionen seien noch immer ein Tabuthema, bestätigt Prof. Kai von Klitzing, den Eckart Bormann für sein Projekt gewinnen konnte. Es handele sich sogar um ein doppeltes Tabu: Denn zum einen spricht man nicht gern über Depressionen. Zum anderen sei es für die meisten unvorstellbar, dass Kinder und Jugendliche eine Seelenkrankheit bekommen könnten. Man ist mal traurig, das kommt bei jedem vor. Doch wo endet Trauer und beginnt die Depression? Wie kann man in welchem Stadium den jungen Menschen helfen? All dies, so der Direktor der Leipziger Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes/Jugendalters, sei noch nicht ausreichend mit Studien belegt. Das Thema müsse mehr an die Öffentlichkeit, müsse mehr Befürwörter haben, damit sich intensiver damit beschäftigt werde und aus dieser Folge heraus auch mehr finanzielle Mittel bereit stünden.

Wie es zum MCC-Auftritt kam

Auch das ist die Intention des Onkels und Musikers: Mit dem Konzert, den Vorbereitungen, der Partnersuche und den Auftritten wie hier auf der MCC macht er auf das Thema aufmerksam. Möglich hat diesen Auftritt die MCC-Verantwortliche Kerstin Libuschewski gemacht. Auch sie ist für einen kurzen Moment auf der Bühne zu sehen. Viele blicken erstmals in das Gesicht der Organisatorin der MCC und Projektleiterin für Leseförderung.

Kerstin Libuschewski, links im BildZahlreiche und lange E-Mails habe Eckart Bormann geschrieben, verrät sie, und irgendwann habe sie eine davon gelesen. Hier wolle jemand eine Plattform für ein gewaltiges Projekt, so viel sei nach der E-Mail sicher gewesen. In Absprache mit dem Direktor der Messe, Oliver Zille, konnte die Große Bühne geblockt werden, und auch ein Ausstellerbereich ist "Animes in Concert" sicher. Doch nicht nur die Messe und die Darkrocker Unloved gehören zu den Partnern des Projektes, sondern auch Szenegrößen wie zum Beispiel Tokyopop-Chef Joachim Kaps, dem Eckhard bei seinem Auftritt noch einmal öffentlich für dessen Unterstützung dankt, sowie Kazé Anime und Egmont Manga.

Der Realität für kurze Zeit entfliehen

Warum ein Manga- und Anime-Konzert, ist eine Frage der Moderatorin. „Weil Helena diese Szene gelebt hat“, ist die Antwort. "Und warum hassen Sie die Szene dann nicht?", kommt eine Frage direkt aus dem Publikum. Meistens sei doch immer die Szene schuld, wenn die Familie den Zugang zum Kind verliert. Doch der Eckart sieht das anders: "Die Mangaszene hat die Helena noch weitermachen lassen … Das war ihr Zuhause". Als er sich dafür bei dem Publikum, stellvertretend für die Szene, bedankt, löst er einen heftigen Beifall aus.

Eine halbe Stunde bekommt der Musiker. Und die ist nun fast um. Unloved haben noch einen passenden Titel parat, den sie zum Abschluss vortragen: „Darkness“.

animes-in-concert Sreenshot WebseiteAnimes in Concert unterstützen

Das Projekt "Animes in Concert" kann von jedem einzelnen unterstützt werden – zunächst mit Spenden, sodass es überhaupt zum Auftritt kommt, und anschließend mit dem Kauf des Tickets. Auf der Crowdfunding-Plattform visionbakery.de kann man sich finanziell an dem Projekt durch einen Beitrag beteiligen. VisionBakery war selbst einmal ein Leipziger Projekt. Inzwischen ist es die zweitgrößte Crowdfunding-Plattform Deutschlands, auf der Menschen um finanzielle Beteiligung für ihr Projekt werben könnnen.

Der Link zum Crowdfunding-Projekt "Animes in Concert" auf visionbakery.de wird demnächst starten. Rezianer wird dann den Link zum Projekt nachtragen!

Das Konzert und die Stiftung

Das große Event "Animes in Concert" soll am 24. März 2017 stattfinden, also zum Buchmesse-Freitag. Austragungsort ist voraussichtlich die Arena, die ebenfalls zu den Partnern des Projektes zählt.

Doch das ist nur der Anfang. Langfristig soll das Konzert der Auftakt für eine neue Stiftung sein, die Eckart Bormann begründen wird. Im Programmheft der LBM und MCC 2016 wird der Name bereits genannt: "Dimitroff Foundation Leipzig – Stiftung Kinderdepression". Die Stiftung soll Angehörige wie auch Psychologen bei der Früherkennung von Depressionen im Kindes- und Jugendalter unterstützen.

Weitere Infos

Webseite Animes in Concert: www.animes-in-concert.de
Facebook: https://www.facebook.com/AnimesConcert