12. Nocturnal Culture Night – Das Festivalhighlight in Mitteldeutschland Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Donnerstag, den 21. September 2017 um 08:07 Uhr

Seit 12 Jahren trifft sich die schwarze Szene zum Ende des Sommers in Deutzen. Die Nocturnal Culture Night bildet sozusagen den Abschluss der Festivalsaison. Als kleiner Bruder der großen Festivals Mera Luna oder Amphii zieht das NCN alljährlich neues und mittlerweile ein beachtliches Stammpublikum nach Deutzen bei Leipzig. Damit bekommt das größte Treffen der schwarzen Szene Wave-Gotik-Treffen zumindest in unmittelbarer Nähe einen kleinen Bruder. Dennoch lässt sich das NCN nicht mit dem WGT vergleichen, steht doch hier die Musik zentral im Mittelpunkt. Vorrangig als ein Anziehenspunkt für die dunkle Elekroszene hat sich das NCN etabliert. Alles was Rang und Namen hat in dieser Musikrichtung, aus den In- und Ausland, konnte man beim NCN in den letzten zwölf Jahren erleben. Dazwischen gibt es auch für die Fans allen anderer Genres der schwarzen Subkultur immer wieder Leckerbissen, die es lohnt zu erleben oder zu entdecken.
So wartete das 12. NCN mit Headlinern wie Covenant, Philipp Boa and the Voodooclub, Suicide Commando und Rome auf. Daneben gab es eine Unmenge an Newcomern oder einfach bei uns noch nicht so bekannten Formationen zu hören. Arise-X, Essence of Mind, Dune Messiah oder Thorofon seien hier nur beispielweise genannt.

Auf offener Bühne verabschiedeten sich Holger Troisch und das NCN-Team vom Festival-Publikum. Auch die zwölfte Ausgabe hat wieder Geschichte geschrieben. Als Fazit lässt sich wieder ein überaus positives Resümee ziehen. Die Fans zeigten sich zufrieden, was Organisation, Musikauswahl und das ganze Drumherum betraf. In unserer Radiosendung "Die Welt der dunklen Musik" auf Radio Frei (siehe Ausschnitte am Ende des Beitrages) kommt das einhellig zum Ausdruck. Man schätzt besonders die familiäre Atmosphäre und das schöne Ambiente im Kulturpark Deutzen. Viele Anhänger der schwarzen Szene treffen sich hier jedes Jahr wieder und das NCN gehört zum festen Eintrag im Kalender. So ist für viele das Datum vom 7. bis 9. September 2018 schon rot markiert. Am 1. Oktober startet der Kartenvorverkauf für die 13. Nocturnal Culture Night. Für alle die, die jetzt schon alles sicher haben wollen, ein wichtiger Termin.

Eine ausführliche Bildergalerie ist hier zu finden

Weitere Infos:
Allgemeines und Neuigkeiten zum Festival.

Homepage des Festivals. http://www.nocturnal-culture-night.de/
Facebook: https://www.facebook.com/nocturnalculturenight?fref=ts
Twitter: https://twitter.com/NCN_Festival

Bei Rezianer:
Auch in den letzten Jahren haben wir ausführlich in Wort und Bild von diesem Mitteldeutschen Festival berichtet.
Hier findet ihr die Links zu den letzten drei Nocturnal Culture Nights:

2016 – 11. NCN
2015 – 10. NCN

2014 – 9. NCN

Vielen Dank an das NCN-Team für Akkreditierung und Fotopass sowie den Befragten besonderen Dank für die Gespräche!


Gespräche auf dem NCN:

Wir sprachen mit Andreas von Intent Outtake, Yvonne, Steffi und Ralf aus Duderstadt, Fabian Kahl, Heimo Gieser, Holger und Birgit aus Leipzig, der Heike aus Halle, Anett aus Leipzig, Anita aus Mühlhausen und Uwe aus Stuttgart. Sie erzählten uns, wie es ihnen auf dem NCN gefällt. Hört selbst!
Interviews auf dem NCN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Erster Festivaltag – Von Dark und Elektro zu Gothic Rock bis Future Pop


Alles beginnt mit Red Mecca auf den Parkbühne. Sie dürfen nach 2016 erneut beim NCN dabei sein, habe sie doch das Newcomer-Voting aus dem letzten Jahr gewonnen. Gehüllt in weichen weißen Flausch betritt Frida Madeleine die Bühne. Gemeinsam mit Jan Strandqvist kommen Red Mecca aus der schwedischen Stadt Sundsvall. Ihr Sound beeindruckt durch die emotionale Stimme der Frontfrau und Musik, die entführt. So ziehen die Schweden gleich mit dem ersten Programmpunkt die Besucher in ihren Bann und alle starten somit gut gelaunt in ein langes musikalisches Wochenende.


 

Arise-X – eine Überraschung beim 12. NCN

"Auf der Mainstage das Festival zu eröffnen ist für Arise-X eine große Ehre", gesteht Loki aus Leipzig von der Band aus dem "UsA". Peloquin klärt natürlich sofort auf. "Unser schönes Allgäu" soll das natürlich heißen. Die Band überzeugt mit einer mitreißenden Show, vollgepackt mit Dark-Elektro, Industrial und gut arrangierten Tanzszenen. Peloquin zieht mit Outfit und Bühnenpräsenz alle Blick auf sich. 2016 sorgten sie mit dem Album Digital Revolution für großes Interesse in der Szene. Doch gehören bei Arise-X Musik und Show zusammen. Das beweisen sie gerade wieder beim NCN und hoffen natürlich beim Newcomer-Voting gut abzuschneiden, um möglicherweise auch 2018 wieder dabei zu sein.
Von der Weidenbogenbühne scheinen sich an diesem Freitag die Besucher kaum wegzubewegen, so es locken an diesem Tag die verschiedensten Bands. Me The Tiger sind nach ihren Auftritt aus dem letzten Jahr noch in guter Erinnerung. Damals war Frontfrau Gabriella Åström in guter Hoffnung. Diesmal bewies die sympathische Schwedin, dass sie mit ihrer Erscheinung die Bühne beherrscht. Mit einer kleinen Tour Anfang September stellen Me The Tiger ihre neue Veröffentlichung "What Is Beautiful Never Dies" aus dem Jahre 2017 vor. Hier präsentiert das Trio aus Schweden neuen erfrischenden elektronischen Sound.

Zwei außergewöhnliche Auftritte auf der Weidenbogenbühne



Ruined Conflict und Zeraphine komplettieren das Line-Up am Freitag auf dieser Bühne. Die drei Herren von Ruined Conflict stammen aus Cleveland, Ohio und Orlando, Florida. Man könnte die Band als den Pandon zu VNV-Nation bezeichnen. Obwohl Sänger Xavier Morales stark nach Ronan Harris klingt bringen die Amerikaner einen eigenen mitreißenden Sound mit über den Teich. Für einige ist die Band an diesem ersten Festivaltag ein Aha-Erlebnis und für viele andere die seltene Gelegenheit, Ruinded Conflict einmal live zu erleben.
Zeraphine gehören zu den "beinahe" Urgesteinen des Gothic und des Gothic Rock in Deutschland. Als Nachfolgeband von Dreadful Shadows stehen die Musiker um Sven Friedrich in der Tradition der schwarzen Subkultur. Lange nicht live zu erleben, ist diese Gelegenheit ein Muss für alle Fans handgemachter Gothic Rock Musik. Ganz selbstverständlich zieht Frontmann Sven Friedrich die Blicke auf sich und wie immer überzeugt er mit einem Gesang, der in die Seele dringt. Songs wie "Die Macht in dir", "Louisa", "Still" und "Die Wirklichkeit" sind die Sterne am Zeraphine Horizont. Begeisterung bei den zahlreichen Besuchern vor der Weidenbogenbühne ist der gebührende Lohn für eine mitreißende Show in diesen Freitagabendstunden.

Die Meister der Musik der 80-er Jahre und des Future Pop beenden den ersten Festivaltag.


Die Amphi-Bühne oder Mainstage im Kulturpark Deutzen fasst bis zu 2500 Besucher und ist bereits am Freitag sehr gut gefüllt. Nicht ohne Grund, denn Girls under Glas spielen auf. Das sind keine zarten Mädchen, sondern gestandene Herren in der dunklen Musikszene. Das Quintett versetzt mit einem "Best of" die Zuhörer in die 1980-er Jahre. Begonnen haben Girls under Glas mit dem klassischen Wave Sound jeder Zeit. Dreißig Jahre liegen von den Anfängen bis heute hinter der Band. Und diese Zeit möchten sie in Deutzen beim NCN Revue passieren lassen. So machen sie die Zeit der späten 80-er und die 90-er wieder lebendig. Moderne Elektronik bereichert den Gothic Rock Sound von Girls under Glas. Mit einer Mini-Tour Anfang September überzeugte die Band in der Achtzigerjahre-Originalbesetzung. Gegründet wurde Girls under Glas einst von Tom Lücke, Hauke Harms und Volker Zacharias und einige der bekanntesten Hits, wie  „Reach For The Stars“ oder „The Heat In My Heart“ bereichern auch diesen Festivalauftritt.
Covenant gehören zu den Mitbegründern der elektronischen Avantgarde. Eine Freude für alle Besucher, dass diese Band am Freitag den musikalischen Cowndown beenden wird. Sänger und Songwriter Eskil Simonsson, Daniel Jonasson und Daniel Myer müssen die Besucher nicht überzeugen. Ihr elektronischer, eingängiger und mitreißender Sound spricht seine eigene Sprache. Jetzt mehr im Future Pop zu Hause gehören zur Fanbase alle Liebhaber von elektronischer Musik. Doch haben die aus Helsingborg, Schweden stammenden Musiker die meisten Anhänger in der schwarzen Szene und somit beherrschen die die Headlinerplätze der einschlägigen Szenefestivals. Neben bekannten Titeln, wie "Tears in the Rain", "Ritual Noice" oder "Der Leiermann" dürfen natürlich Songs aus dem aktuellen Album The Blinding Dark aus dem Jahre 2016 auch an diesem Abend nicht fehlen.


Zweiter Festivaltag – Musikalischer Marathon von Newcomern bis zu stilprägenden Bands.


23 Band und musikalische Projekte erwarten die Besucher zum Musik-Marathon an diesem Tag. Beyond Obsession und Massiv in Mensch eröffnen die Shows an diesem Samstag. Beide werden sich wohl im Newcomer-Voting um die Spitzenplätze streiten. Nils Upahl und Andrè Wylar sind die Köpfe von Beyond Obsession und fleißig beim Produzieren. Erst 2012 gegründet können sie schon auf vier Veröffentlichungen zurückblicken. Das exklusive Akustik-Album Pure & Naked ist als EP in diesem Jahr zum fünften Bandjubiläum erschienen.

Beyond Obsession und Massiv in Mensch – wahre Entdeckungen


Mitreißend und eingängig, so klingen Beyond Obsession. Echte Ohrwürmer haben sich die Jungs einfallen lassen. Als Belohnung für den Opener am zweiten Festivaltag gibt es tobenden Beifall. Ebenso Opener, jedoch auf der Mainstage sind Massiv in Mensch. Die Band gibt es schon seit 1993 und ist vor allem mit Remixen bekannter Szenesong, u. a. von Lost of the Lost oder Welle:Erdball bekannt geworden. Seit dem 8. September 2017 gibt es ein neues Album mit dem Namen "Am Port der guten Hoffnung". Auch hier hat sich die Band wieder Gastmusiker eingeladen, darunter Schauspieler Rainer Schöne, Frontmann Honey und Sängerin Emma Peel vom Welle:Erdball. Mitunter lässt sich in den Songs von Massiv in Mensch eine Ähnlichkeit mit dem Sound von Welle:Erdball nicht verhehlen. Die Musik geht ebenso unter die Haut. So erzählen die Lieder mit viel Elektronik von Hamburg, dem schwarzen Mann oder Monkey Islands, aber auch Sturm und Rotto Nave sind im Programm erhalten. Dem wohl bekanntesten Instrumental überhaupt, Popcorn, habe sich Massiv in Mensch angenommen und beenden damit eine kleine aber feine Willkommensshow auf der Amphi-Bühne.

Die schwarze Familie bittet zur Autogrammstunde

Zu einem Meet und Greet mit Autogrammstunde hatten Beyond Obsession und Massiv in Mensch eingeladen. Das ist immer eine gute Gelegenheit, die Bands näher kennenzulernen. Danke hiermit an "Die schwarze Familie punkt net" für diese Möglichkeiten.

 

 

 

 

 


Seelennacht trotz Regen ein Erlebnis

wurden durch das NCN erst so richtig bekannt. Auch in diesem Jahr konnte Marc Ziegler die Besucher vor der Amphi-Bühne überzeugen. Seine tiefe und charaktervolle Stimme gemixt mit elektronischem eingängigem Sound gehen ins Ohr. Balladen und kraftvolle Clubkracher wechseln sich bei Seelennacht ab. Da macht auch der eine oder andere Regenschauer an diesem zweiten Festival der Feierlaune keinen Abbruch. Zum Glück treffen die vorhergesagten Wetterprognosen nicht zu und dieser Tag geht trocken zu Ende.


Theater auf der Weidenbogenbühne

Wer einmal Rocksounds und Performance als Einheit erleben möchte, der ist bei The Red Paintings aus Australien richtig. Es ist ein Gesamtkunstwerk was die kreativen Australier da auf die Bühne bringen. Schon die Kostüme lassen aufschauen. Es ist ein Live Theater. Während der Show verwandelt sich ein goldener Körper mittels Bodypainting in eine farbige Gestalt. Und schließlich haben The Red Paintings auch musikalisch etwas zu bieten, und zwar fantastischen Indie-Rock.

An der Kulturbühne treffen Musikwelten aufeinander

Auf der Kulturbühne gibt es wie in jedem Jahr abwechslungsreichen Neofolk, experimentelle Klänge und Musik, die in kein Genre passt. Thorofon ist solch eine Band, oder besser ein Duo aus Deutschland, bestehend aus Genevieve Pasquier and Daniel Hofmann. Von Folk über Industrial bis hin zu Power Noise reicht deren Spektrum. Man entdeckt immer wieder neue Seiten an der Musik, wenn man Song für Song lauscht und wird für die Ausdauer belohnt.

Das Video "In Blood and Heels"
gibt einen Eindruck in das Schaffen von Thorofon. Das Highlight auf der Kulturbühne ist zweifelsohne an diesem Abend Rome. Es fällt schwer, sich zwischen Goethes Erben und Rome zu entscheiden. Doch jeder der sich der Musik von Jerome Reuter zuwender wurde reich belohnt. Die Musik des Luxemburger Singer-Songwriters ist einmalig. Emotional und geprägt von verschiedenen Einflüssen ist die Musik von Rome stetig im Wandel. Darkfolk, Post-Punk, französische Chansons oder amerikanischen Folk kann man entdecken. So wie die Einflüsse, so auch die Musik von Rome. In der NCN Auswahl sind Songs, wie Farewall To Europe oder Neue Erinnerung zu finden. Mit dem bekannten Song, das Feuerordal geht die Stunde besonderer Klänge mit Rome auf der Kulturbühne zu Ende.

Sonja Kraushofer, Oswald Henke und Goethes Erben – ein Erlebnis

Goethes Erben müssten eigentlich jedem aus der Szene etwas sagen. Das Projekt von Oswald Henke hat mit seiner Art der Interpretation die Idee der Gothic-Szene geprägt. Bereits beim erste WGT 1992 in Leipzig dabei, hat Henke sein Projekt über die letzten 25 Jahre am Leben erhalten und immer wieder neu belebt. Ganze Theaterstücke wie Menschenstille sind mit Goethes Erben entstanden. So erwartet die Besucher beim NCN eine weitere außergewöhnliche Performance an diesem Samstag. Oswald Henke versteht es, seinen Songs Leben einzuhauchen und das nicht nur durch seine einmalige Stimme und Interpretation. Immer wieder findet man theatrale Elemente in seiner Show. "Was passiert, wenn sich ein nordkoreanischer und ein amerikanischer Wichtigtuer streiten – die Apokalypse", meint Henke und leitet damit zum Song Helden, ein Cover von David Bowie, über. Im Duett mit Sonja Kraushofer (Persephone, Coma Divine, Lame Immortelle) erklingt nicht nur diese Lied, sondern auch Glasgarten und weitere "Hits" von Goethes Erben. Dieser Auftritt zählt unweigerlich zu den künstlerisch wertvollsten beim 12.NCN.

Synthiepop, Metal und Dark Elektro – So unterschiedlich kann ein NCN sein


M.I.N.E. und Crematory finden auf der Weidenbühne ihre Zuhörer, und das nicht zu knapp. Beide Bands gehören zu den Angesagtesten der schwarzen Szene. Camouflage Frontmann Marcus Meyn ist dafür ein Markenzeichen. Gemeinsam mit Jochen Schmalbach und Volker Hinkel möchten die drei einfach nur die Musik machen, die ihnen gefällt, Synthiepop. Daher ist es auch kein Wunder, dass die bekannten Kompositionen Things We've Done oder The Great Commandment bei diesem Auftritt nicht fehlen.
Larissa "Iceglass" Georgiou ist Schweizerin, William Maybelline kommt aus Großbritannien. Beide zusammen sind das angesagte Duo Lebanon Hanover. Auf dem NCN zeigen beide, dass auch minimalistischer Darkwave seine Anhänger findet. Zarte Stimme trifft Gitarre und Bass. Viel Beifall ernten Lebanon Hannover auf der Bühne im Park zu später Stunde.

Der Meister des Indie-Rocks begeistert wieder die Besucher

Wenn Phillip Boa and the Voodooclub beim NCN auftreten ist die Position schon klar: Headliner auf der Amphi-Bühne. Das ist auch beim 12. NCN wieder so. Der charismatische Sänger hat wieder Ausnahmemusiker dabei. Die weibliche Stimme zu Phillip Boa, Pia Lund,  steht diesmal nicht auf der Bühne. Sie hat sich zu einer Auszeit zurückgezogen. An diesem Abend nimmt Vanessa Anne Redd ihren Platz ein. Die kleine zierliche Sängerin mit der großen Stimme bringt die Songs mit eigenem Charme zur Geltung. Annie flies the Love Bomber oder Love on Sale bekommen mit Anne Redd eine neue und interessante Neufassung. Der Altmeister Boa kann erneut mit seiner kühlen aber dennoch sympathischen Art das Publikum mitreißen. Phillip Boa and the Voodooclub sind aus der alternativen Musikszene Deutschlands nicht wegzudenken. Das beweist auch die neueste Veröffentlichung, die Live-Aufnahme Reduced, die Boa in Leipzig, vom 26.-28. Dezember 2012, weitestgehend akustisch eingespielt hat.





Zwei Lesungen stehen beim 12. NCN auf dem Veranstaltungsplan.


Christian von Aster beginnt seine Lesung mit einer Ode an die Mitmenschen, die das Teilen im Internet zu ihrem Hobby gemacht haben. Dann folgt zur Einstimmung noch die diesjährige Gruftie-Glosse. Der Text, der die Anhänger der schwarzen Szene liebevoll auf den Arm nimmt hat den Namen: "Nachts im Geheimen an Rande der großen Städte". In seiner Lesung erzählt er einer Geschichte, die beweist, dass auch ein Schwarzromantiker mit der Realität verknüpft sein kann.
Wer ist Veit Keller? Diese Frage lässt sich leicht am Sonntagmittag beantworten. Der Raum auf der Kulturbühne hat sich in einen Krähenwald verwandelt. Veit Factory steht auf einem Transparent. Der Künstler selbst hat sich mit einem schwarzen Outfit verwandelt und beginnt zu erzählen. Der Krähenwald lautet seine Geschichte. Es ist eine Mischung aus Gelesenem Text und Hörbucheinspielungen, das Ganze im Zwiegespräch. Die Besucher bekommen hautnah ein Teil der Geschichte vom Wanderer durch das Krähenland erzählt. Selber lesen mach jetzt noch mehr Spaß, denn das Buch gibt es nur exklusiv beim Autor selbst.

 


Dritter Festivaltag – Ein Querschnitt durch "fast" alle Genres der dunklen Musik

Der Sonntag hält noch einmal 16 Bands, 16 Performances, 16-mal unterschiedliche Musik für die zahlreichen Besucher bereit. Keine Überraschung sind Essence of Mind aus Norwegen, denn sie entern wie immer versiert die Bühne, in diesem Fall die Weidenbogenbühne. Als Opener für diesen Tag ziehen die Dark Rocker aus Norwegen ziemlich viele Besucher zu dieser frühen Stunde in den Kulturpark. Und es lohnt sich. Mit Dynamik, Energie und einer atemberaubender Bühnenpräsenz zieht Frontmann Erlend Eilertsen die Zuhörer in seinen Bann. Die Vertreter des Elektro Rock konnten schon mit Bands wie Apoptygma Berzerk und Zeromancer durch die deutschen Lande touren. Doch auch als Headliner haben die Jungs von sich reden gemacht.


Anziehenspunkt: Kulturbühne (Traum'er Leben und Otto Dix)


Interessant wurde es am frühen Nachmittag auf der Kulturbühne. Gleich zwei außergewöhnliche Formationen haben sich angesagt. Traum'er Leben überraschte mit neuen Liedern, Lieder die sich in Stil und Art von den Vorgängern unterscheiden. E-Gitarre und Keyboard konkurrieren gemeinsam mit der Akustik-Gitarre. Die Songs vorrangig in deutscher Sprache werden dadurch noch eingängiger und deutlicher. Sonnenwende, Solaris, Am Feuer oder Selbstlos sind Auszüge aus dem Zweieralbum Winterstarre vom März 2017.
Nach einer Pause sind hier an gleicher Stelle Otto Dix aus Petersburg zu erleben. Die Band, die sich nach dem Maler des Expressionismus und Verfolgten des Naziregimes Otto Dix benannt hat, präsentiert sich mit eigener musikalische Facette. Die hohe und eindringliche Stimme von Frontmann Michael Draw beherrscht die Songs von Otto Dix. Immer wieder greift der Frontmann zu Utensilien, die seine Songs unterstützen, Pistole oder  Peitsche. Zum Abschluss schwingt er eine Rote Fahne mit Hammer und Sichel der "großen" Sowjetunion über die Bühne. Der Auftritt der Band hat so manchen überzeugt, dass es nicht immer Englisch sein muss, sondern dass man auch in Muttersprache, in diesem Fall Russisch, gute Gothic-Musik machen kann.

Die Stimme von Kirlian Camera und Rock'n Roll begeistern die Besucher


Elena Alice Fossi, Frontfrau und Kopf von Kirlian Camera, präsentiert mit ihrem Projekt Spectra*Paris eine andere Seite ihres Könnens. Gemeinsam mit ihren Musikern interpretiert sie Songs anderer Künstler in ihrem unverwechselbaren Stil. Dabei versprüht die Italienerin wie eh und je ihren unwiderstehlichen Charme. Es ist eine Reise zurück zu den Klassikern der 80-er Jahre und in das wohl unerschöpfliche Schaffen von Kirlian Camera.
Beim überaus angenehmen Festivalwetter geht mit Sigue Sigue Sputnik aus London das NCN ganz langsam aber sicher zu Ende. Noch einmal drängen sich die Besucher vor der Amphi-Bühne. Jeder möchte hören und sehen, was die Szenekracher aus den 1980-er Jahren heute noch zu bieten haben. Ist die damalige Mischung aus Punk, Glitter, Elektro, MadMax, Rock'n Roll und Psychobilly noch so aktuell wie damals? Klingt der "21st Century Boy" noch so authentisch wie einst? Uns wie! Schon das Outfit ist vielversprechend. Rock'n Roll beim NCN, das passt tatsächlich. Sigue Sigue Sputnik Elektronic brauchen sich vor dem Punkrock der 80-er Jahre nicht zu verstecken. Sänger Martin Degville in orangefarbenen Anzug beherrscht die Bühne. Die musikalische Erinnerung lässt so manches Herz höher springen und bringt das eine oder andere Erlebnis jeder Zeit ins Bewusstsein zurück.

Mit Alternativ Rock und Aggrotech geht ein besonderes NCN zu Ende


Doch auch auf der Parkbühne hat das Festival noch etwas Besonderes zu bieten. Nein, Steine fliegen nicht, wie es Max Gruber, Frontmann und Kopf hinter Drangsal befürchtete. Dagegen findet die große Bandbesetzung mit fünf Musikern auf der Bühne großen Anklang. Musikalisch erwartet die Besucher beim letzten Akt auf der Parkbühne mitreißender düsterer Indie-Rock mit deutschen und englischen Texten. Der Sound geht in die Beine und Stillstehen gilt nicht. Songs wie Will nur dich, Zur Blauen Stunde und Hinterkaifeck sind alles andere als seichte Unterhaltung. Letzteres erzählt von einem unaufgeklärten Mehrfachmord aus dem Jahre 1922.
Den Abschluss beim 12.NCN machen Suicide Commando. Der Belgier Johan van Roy hat das Projekt bereits 1986 ins Leben gerufen und stetig weiterentwickelt. Heute ist Suicide Commando prägend für Aggrotech. Die Songs von Johan van Roy behandeln Themen rund um den Suizid (Selbsttötung). Alle 40 Sekunden nimmt sich ein Mensch auf dieser Erde das Leben, beschreibt er in einem Song. Was sind die Ursachen daür? Er fragt danach. Die Musik ist hart, direkt und versetzt die unzähligen Fans vor der Amphi-Bühne in intensive Bewegung. Die Begeisterung ist kaum zu bremsen. Selbst nach den Zugaben möchten sich die Zuhörer nicht zufrieden geben.

 

Großer Dank an alle, die gekommen sind

Doch es folgt ja noch die Verneigung des NCN-Teams vor dem Publikum. Holger Troisch fragt:"Ist jemand das erste Mal dabei? Wollt ihr wiederkommen?" Lauter Beifall erklingt. "Jeder ist auf unserem Festival willkommen", sagt der Gründer und Veranstalter des Festivals.
Auch in diesem Jahr gilt ihm, Holger Troisch, dem NCN-Team, der freundlichen Security und den Händlern an den vielen Imbiss- und Getränkeständen großer Dank. Diesen Dank gibt das NCN-Team an diesem Sonntagabend an die Besucher zurück, denn so, Manya Kreiser, lebt das Festival nur durch die Besucher, die jedes Jahr nach Deutzen kommen, um einfach drei Tage in entspannter familiärer Atmosphäre zu feiern und Musik hören wollen.