Mundtot: Wir Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Dienstag, den 19. Januar 2016 um 19:19 Uhr

Mundtot: Wir CoverLabel: Mara Records
Genre: Gothic Rock, Alternative, Indie
Veröffentlicht: 13. November 2015


Eins vorweg, leichte Kost kann man bei dieser neuen CD von Mundtot  nicht erwarten. Die Münchner Band reißt mit "Wir“ den Zuhörer aus einer möglichen Lethargie und zeigt ihm, was im Hier und Jetzt passiert. Schon daher ist es die Scheibe wert, von Anfang bis Ende durchgehört zu werden.

Das Ganze wird persönlich, direkt, brachial und unmissverständlich serviert.  Harte Riffs, mitreißender Rock, schwebende Synthiesounds und ein bis ins Gehirn dringender Sprechgesang  gehören bei Mundtot dazu. Nur auf "Wir“ ist das Ganze noch direkter und noch bestimmter.

 

"WIR" – sind immer noch hier!

Gleich der erste Song, der Opener "Wir bleiben hier“, zeigt, weshalb das Album mit "Wir“ betitelt wurde. Trotz Ablehnung mancher Kritiken bleiben die Musiker bei ihrer Linie und behauten, dass sie einfach da sein müssen, um den Zuhörer etwas mitzuteilen. Sie möchten hinter denen stehen, die den gleichen Weg gehen, auch wenn dieser mitunter steinig ist, denn Ehrlichkeit ist viel schwerer durchzuhalten, als sein Fähnchen nach dem Wind auszurichten.
"Diese Stadt wird brennen“ prophezeien Mundtot im Song "Immer Schon Zu Spät“, der auch als Single schon erschienen ist. Die Musiker klagen an: "Wir bauen  unsere Zukunft aus Trümmern, solang es noch geht.“  Dabei kommt die Musik alternativ und dynamisch rüber, spornt zum Mitwippen an. Dieser Song scheint repräsentativ für die musikalische Ausrichtung von Mundtot zu sein.

Mystisch in einer Welt der Hoffnungslosigkeit

Das mystische instrumentale Zwischenspiel "Alles Was Bleibt“ ist des Intro zu "Kalter Rauch“, einer der besten Songs auf dem Album. Hier gibt es mitreißenden Gothic Rock mit einer sehr beeindruckenden Instrumentierung. "Die Zeit steht still und alles was bleibt ist kalter Rauch“, beschreibt das Ende eines Erlebnisses. Es ist dem Hörer überlassen, sich dazu seine Gedanken zu machen.

"Scherben Auf Der Tanzfläche", eine Midtempo-Rocknummer, beginnt mit einem Glockenspiel und beschreibt das Suchen nach dem Sinn des Lebens. "Wie soll es weitergehen?", fragt der Song, der viel Melancholie ausdrückt. Eine wirkliche Lösung kann uns das Lied nicht geben. Doch, man kann sich in den Worten des Gesangs wiederfinden, und damit ist sicher schon ein Ziel erreicht, das Mundtot mit diesem Lied bezwecken mögen.

Einen dunklen Albtraum erzählt das Lied "Wir Müssen Los", das Angst, Verzweiflung und Panik zum Ausdruck bringt. Letztendlich beschreibt auch dieser Song eine hoffnungslose Situation.

Kritische Auseinandersetzung mit der derzeitigen Situation in unserem Land

"Stimmen Fragen" mit Fetzen aus Nachrichtensendungen klagen an und zeigen, wie sich Mundtot zur derzeitigen Flüchtlingsproblematik positionieren möchten. Im Song "Worauf Bist Du Stolz?" sprechen Mundtot ganz direkt die Vertreter rechtsextremer Ideologien an und hinterfragen deren Ansichten. Das Lied "Sonar" beschäftigt sich mit Flüchtlingsschicksalen. Es ist die Antwort der Band auf Hass und Diskriminierung, denen Menschen aus Kriegsgebieten oft entgegenschlagen: "Mauern aus Stein, Zäune so hoch." Im Song erzählen Mundtot von der Gefährlichkeit einer solchen Flucht über das Meer. Warum werden immer wieder Waffen in die Kriegsgebiete geliefert? Warum müssen Menschen fliehen? Warum gibt es für Kinder keine Hoffnung auf eine friedliche Zukunft?
Es ist ein mitreißender und aufrüttelnder Song, der hinter die Fassaden von Flüchtlingszahlen schauen lässt.

Den Optimismus bei allem Schrecklichen nicht verlieren

"Ich gebe nie auf", heißt es im letzten Song, der balladesk das Album beschließt. "Wenn's Nicht Mehr Geht" ist ein Mutmacher für alle aussichtslosen Situationen und sicher ein optimistischer Schlusspunkt nach all den aufrüttelnden und Angst machenden Worten. Ein schönes Gitarrensolo inmitten des Songs ist hierbei zu erwähnen.

Zum Album eine neue Single

Parallel zum Album ist von Mundtot eine Single mit dem Namen "Einsamkeit Und Zweifel" veröffentlicht worden. Es ist ein eingängiger Song, der ins Ohr geht. In diesem Midtempo-Rocksong klagen die Musiker die Durchschnittlichkeit der sogenannten "normalen" Bürger an. "Ich kann überall nur Einsamkeit und Zweifel sehen", heißt es da.

Musik mit Tiefgang und einer direkten Botschaft, das legen hier Mundtot vor. Das Album "Wir" hebt sich positiv von manch Durchschnittsproduktionen alltäglicher Rockmusik ab. Vielleicht nicht nur deshalb findet man die Anhänger der Band in der alternativen und schwarzen Musikszene. Wo wenn nicht hier wird sich seit Jahren kritisch mit Natur und Gesellschaft auseinandergesetzt und das hat gerade in unserer derzeitigen Zeitgeschehen eine immer wichtigere Bedeutung.

Trackliste
Album "Wir"
01 Wir bleiben hier
02 Immer schon zu spät
03 Alles, was bleibt
04 Kalter Rauch
05 So weit, so fern
06 Unsere Zeit
07 Scherben auf der Tanzfläche
08 Wir müssen los
09 Stimmen Fragen
10 Worauf bist du stolz?
11 Sonar
12 Ausgebrannt
13 …wenn es nicht mehr geht

Single "Einsamkeit und Zweifel"
01 Einsamkeit und Zweifel

Band
Tino: Gesang, Bass
Andi: Gitarre, Backing Vocals
Cesco: Synths

Weitere Infos
Homepage: www.mundtot.net
Facebook: www.facebook.com/Mundtot

Vielen Dank an AMA-Musikverlag für die Bereitstellung des Rezensionsmaterials!