"Ja, wir haben mal wieder Regen – doch wir haben da nichts dagegen." Drucken
Geschrieben von: Nadja Kellner   
Sonntag, den 03. Juli 2011 um 17:23 Uhr

Westbesuch, am 2. Juli, Westspiele auf dem Leipziger Karl-Heine-Platz und im Regen. Unter einem wackligen Obdach aus Pavillons stehen nach und nach die Musiker, die das 11. Swimmingpool-Konzert bestreiten sollen. Gegenüber haben es sich die Zuhörer unter einem kleineren Pavillon gemütlich gemacht. Andere stehen unter einem schützenden Blätterdach. Von 16.00 Uhr an präsentieren Popoolär, Schaubühne Lindenfels und Underground Music Service Bands aus Leipzig.


Nach der jungen Vorband Jesse Flame & The Burnberries, die mit Geige(rin), Akustikgitarre, Mundharmonika, Akkordeon und englischsprachigen, locker, flockigen Texten über Liebe und Leid erzählt, geht's richtig los.


Haas-Piske-Duo

Einer, der weiß, wie's läuft, ist Oliver Haas. Immerhin stand er schon im Mai mit seiner Oliver Haas Band auf der Bühne, auch auch wenn es "das erste Mal" war, wie er zugibt. So wenig Rampenlichterfahrung merkt man dem Leipziger gar nicht an. Ohne große Vorworte beginnt er mit seinem Duo-Partner und Band-Mitglied Alexander Piske schon mal mit dem Einspielen. Ganz spontan entstehen Verszeilen wie "ja, wir haben mal wieder Regen – doch wir haben da nichts dagegen".

Ob das inzwischen gut durchgeweichte Publikum das genauso sieht, sei dahin gestellt. Jedenfalls wird an dieser Stelle bereits deutlich, dass der Frontmann einen gewissen ironischen Unterton in sich trägt und ihn zu nutzen weiß.

oliver haas, alexander piske, copyright: rezianerNach dem Einspiel folgen knackige Texte, in deutscher Sprache, sehr zur Freude einiger älterer Herr- und Damenschaften.

"Was, so spät schon?" ist passenderweise gleich das erste Lied. Dem schließen sich sechs weitere an, galgenhumorreif und aus dem Leben gegriffen: "warten" auf eine verlorene Liebe, die längst schon wieder in festen Händen ist, singen von einer in sich stimmigen Welt, mit dem Wissen, man habe sich alles nur "so schön ausgemalt".

"Schwarzmaler", Nihilisten und Pessimisten werden als Nächstes verdammt und gleichzeitig mit neuem Stoff in ihren Ansichten bestärkt.

Als "Gassenhauer", wie Oliver Haas seinen nächsten Song ankündigt, ist "Dioptrien" mit von der Partie. Diese Nummer brachte er auch schon bei der Vorrunde in der Moritzbastei im Song Slam Leipzig. "Die Einfachheit Der Worte", um genau zu sein, die einfachen Worte: "Es tut mir leid", leiten den Abschluss des Konzertes ein.

Doch Olli ist noch nicht fertig mit seiner Darbietung. Ganz spontan wird er zu einer Art Interview eingeladen. So erfahren die Zuhörer noch einiges mehr vom smarten, jetzt etwas verwirrt schauenden Singer/Songwriter und seinem Humor.

Zum Gespräch wird kurzerhand auch noch Gitarrist Marcus Selzer von Jarése gebeten. Diese Band gründete sich im Frühjahr 2010. Sie besteht aus fünf Leuten. Präsentiert werden eigene, englischsprachige Stücke. Ganz nebenbei bemerken die zwei Musiker noch, dass bei beiden Bands der Schlagzeuger für heute ausgefallen ist. "Hey, warte mal, vielleicht ist es der gleiche?" – ist nebenbei gesagt nicht der Fall.

arpen and the volunteers, copyright: rezianerGrund für das Adhoc-Interview ist die Überbrückung der Umbaupause gewesen. Die ist inzwischen vorbei, und Arpen & the Volunteers machen sich bereit für ihren Auftritt.


Arpen & the Volunteers: Country und Folk

Ein harter Wechsel steht bevor: von Spaß und flott zum ruhigen Country-Folk mit der blues-rauen Stimme des Sängers Arpen.

Passend zum Regen, der immer stärker zu werden scheint, ertönen schwere, getragene Klänge von Klavier und Gitarren. Von der aktuellen EP sind "Redhead Sid" und "Delia" zu hören.

Ein special Guest wartet geduldig mit seinem Instrument unter einem Schirm im Regen. Dann ist er an der Reihe: Für ein Lied können sich die verbliebenen Zuhörer eines Posaunenspiels erfreuen, was mit viel Applaus belohnt wird.


Die Swimmingpool-Konzertreihe findet jeden ersten Dienstag des Monats in der Schaubühne Lindenfels statt.