Dreyer, Oliver: Kopfschuss Drucken E-Mail
Geschrieben von: Sascha Richter   
Mittwoch, den 30. März 2011 um 15:35 Uhr

Seiten: 142, Taschenbuch
Verlag: U-Books
Genre:
Anti-Pop
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 987-3-86608-143-7
Erschienen: 14. März 2011



"Endlich achtzehn!", würden wohl viele sagen. Das Leben kann anfangen. Nun gilt es, in Tabledance-Bars zu gehen, Lotto zu spielen oder sonstige Dinge zu tun, denen man sich ab diesem Alter legal widmen kann. Bei Mathias liegt die Betonung allerdings eher auf dem Ende. In schwarzer Einsatzkleidung läuft er mit einer Glock bewaffnet durch seine Schule.


Während er systematisch Schüler und Lehrer der abgeriegelten Schule niederschießt, geht der übergewichtige Außenseiter die Ereignisketten durch, welche ihn zur Ausarbeitung und Umsetzung seines Planes führten. Dabei wechseln sich sein Ich und sein Computerspiel-Ego viper_666 ab.

Alle auf seiner Liste müssen innerhalb der geplanten 57 Minuten sterben. Denn diese Zeit wird es brauchen, bis Scharfschützen in Stellung sind und seinem Einsatz ein Ende bereiten. Wer seinen Weg sonst noch kreuzt, hat in den meisten Fällen Pech. Er ist jedoch nicht der Einzige mit Waffe im Gebäude und auch nicht der Einzige mit einer Liste ...

Laut Oliver Dreyer ist das Buch nicht dafür gedacht, die Taten von Amokläufern zu entschuldigen oder deren Schrecken herunterzuspielen. Es verwischt vielmehr die Grenzen zwischen Opfer und Täter, geht über ein schnödes Suchen des nächstbesten Sündenbocks hinaus und versucht, allgemeines Verständnis zu fördern.

Dabei ist es dem Autor und Werbetexter gelungen, die mögliche Gefühlswelt eines solchen Menschen zu simulieren und ein Geflecht von Ursachen aufzubauen, das nachvollziehbar erscheint. Dass Computerspiele möglicherweise Gewaltbereitschaft und Realitätsverlust fördern können, stellt er klar heraus, aber sie sind auch keineswegs allein verantwortlich.

Der Weg zu einer besseren Gesellschaft mit weniger Gewaltbereitschaft und Amokläufen vor allem unter Jugendlichen ist nicht mit einem  "die Egoshooter sind schuld" und dem Verteilen von ein paar FSK-Logos getan.

Bücher wie "Kopfschuss" können zur notwendigen Aufklärung und zu einem Umdenken beitragen. Mit einem Thema etwas abseits des Hauptstroms stellt dieses Buch eine Lektüre dar, mit der man sich beschäftigen und sinnvoll auseinandersetzen sollte.

Vielen Dank an U-Books für das Bereitstellen des Rezensionsmaterials!

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