Von Avatar zu Canterra: Korinna König im Interview Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Freitag, den 17. Juni 2011 um 22:36 Uhr

Korinna König - copyright: Wolfgang Hesse

Live auf der Bühne der Absintherie Sixtina, Samstag, 11. Juni, zum Wave-Gotik-Treffen: Zum ersten Mal spielten Korinna, Harry, Tom und Karl nicht mehr als Avatar, sondern als Canterra.  Schon vorab am Donnerstag sprach Wolfgang Hesse mit der Leipziger Sängerin Korinna König über Band, Gigs, WGT und Zukunft.

Hallo Korinna, schön, dass du Zeit für das Interview hast!

Fangen wir mit dem folgenden Fakt an: Ab sofort heißt ihr ja nicht mehr Avatar, sondern Canterra. Was hat das für Beweggründe?

Hängt das eventuell mit der schwedischen Melodic-Death-Metal-Band gleichen Namens zusammen? Wie seid ihr letztendlich auf Canterra gekommen?

K. K.: Nicht nur wegen dem Film oder der Band, es gibt hunderttausende kleinere Bands auf diesen Planeten, die sich so nennen. Es ist natürlich schwer, sich zu lösen, wenn man schon 'ne Weile so heißt, und deswegen war es ein langer Prozess. Es musste auch erst in uns selber reifen, dass wir wirklich sagen: Ja, wir gehen jetzt den Schritt.

Wie lange gab es denn Avatar?

K. K.: Ich würde sagen, seit anderthalb Jahren sind wir richtig aktiv – wenn man das als "wie lange gibt es uns schon" bezeichnen will. Harry (Canterra) und ich, wir kennen uns aber eigentlich schon viel länger. Wir machen seit 2006/2007 gemeinsam Musik. Aber gute Gigs, das ging wirklich erst, nachdem wir unsere perfekte Besetzung gefunden hatten, im Winter vor einem Jahr. In der Besetzung haben wir dann eine kleine EP aufgenommen – und nun heißen wir Canterra.

Wo kommt der Name her?

K. K.: Es ist eigentlich 'ne ganze schwere Nummer, dass wenn man sich schon mit einem Namen identifiziert, was Neues zu finden. Wir haben "gebrainstormt", lange, lange, lange. Wir haben dann immer weiter reduziert, abgestimmt und sind dann irgendwann bei Canterra gelandet. In "Terra" steckt "Erde" drin, was Härteres, was zu Metal passt, und es steckt auch das Wort "cantare" drin, was "singen" heißt. Die Kombination aus beiden macht es letztendlich.

Und jetzt sind wir eigentlich erst ganz offiziell Canterra.

Der Auftritt in der Sixtina ist der erste richtige unter eurem neuen Namen?

K. K.: Ganz genau, wir stehen ja noch als Avatar im Programm. Ab dem Samstag sind wir dann sozusagen live getauft als Canterra.

Seit wann machst du Musik und wann hast du das erste Mal in einer Band gespielt?


K. K.: Das geht konform mit der ganzen Avatar-Historie. Ich hab zwar schon immer gesungen – wie ein Wilde (lacht) – und Ideen im Kopf gehabt. Das hier ist aber mein erstes großes Projekt.

Wer gehört alles zur Band Canterra?

K. K.: Da ist der Harry. Er spielt die Leadgitarre und ist unser Hauptsongwriter. Der zweite Mann an der Gitarre ist der Hannes. Unser Bassist ist der Tom. Er ist nach der Aufnahme der EP dazugekommen, also noch relativ neu. Am Schlagzeug sitzt der Karl. Das ist die aktuelle Besetzung.

Eure Musik ist Gothic Metal, so steht es auf euren Seiten. Kannst du die Art der Musik ein wenig beschreiben? Man kann sich auch gut vorstellen, euch unplugged zu hören.

K. K.: Gothic Melodic Metal, das passt schon. Unsere Musik ist aber doch sehr vielschichtig, Wir haben extrem ruhige Songs, die fast schon unplugged sind. Dann gibt es aber gerade neues Material, was viele noch nicht so kennen, das geht eher in die Rock-Richtung. Klassische Gothic-Metal-Stücke wird es natürlich immer geben. Es ist eine Mischung aus allem. Wir wollen uns auch nicht für eine Richtung entscheiden und möchten gern die Diversität behalten.

Unplugged spielen wir sehr gern. Wir haben erst am Anfang des Jahres ein Unplugged-Konzert gegeben, und das war sehr schön.

Und textlich: Geht ihr da in eine bestimmte Richtung?

K. K.: Nein, wir haben jetzt keine konkret politischen Texte und im Moment auch keine gezielt religiösen. Es gibt vielleicht immer ein paar Worte … Ich kenne aber zum Beispiel einen Pfarrer ganz gut, der hat Songs von uns gehört. Da kommt die Zeile vor "I see the people's burning souls", und es hat ihn nicht gestört. Im Grunde kommen die Texte eher aus dem Alltag.

Ihr habt beim "Courage zeigen - Jugendfestival" mitgemacht und ihr seid beim "Benefiz für Leipziger Straßenkinder" dabei. Liegen euch soziale Projekte sehr am Herzen?

K. K.: Ja, das ist toll! Wenn man Musik macht und damit solche Projekte unterstützen kann, dann ist das total schön. Leider ist das "Benefiz für Leipziger Straßenkinder" abgesagt worden. Aber es wird nachgeholt, habe ich gehört. Wir haben da letztes Jahr schon gespielt, und es war eine schöne Aktion.

Was hältst du von sozialen Netzwerken wie Facebook, Myspace u.ä.? Welche Bedeutung hat das für euch als Band?

K. K.: Die Bedeutung für Bands ist sehr groß. Wahrscheinlich muss man mittlerweile zwischen den Netzwerken unterscheiden. Ich hab das Gefühl, mal ist das eine Netzwerk wichtiger als das andere. Myspace geht ein bisschen unter, dafür kommt jetzt Facebook hoch. Es ist sehr wichtig, du kannst deine Musik verbreiten. Du kannst Leute für deine Musik interessieren – gerade als kleinere Band, wo du sonst keine Chance hast, auf großen internationalen Festivals zu spielen.

Wie werdet ihr über die Netzwerke bekannt?


K. K.: Du musst natürlich erst mal aktiv werden. Wenn du nur da sitzt wie 'ne Spinne und wartest, passiert ja nichts. Das ist sozusagen wie im Leben.

Leipzig und WGT, auch die Gothic-Szene gehören zusammen. Könnt ihr als Leipziger den Heimvorteil, den ihr hier habt, nutzen?

K. K.: Vielleicht haben wir dadurch einen Nutzen, dass wir in Leipzig viel in kleinen Clubs auftreten und hier natürlich mehr schwarzes Publikum vorhanden ist. Es ist sowieso sehr schwer, gute Gigs zu bekommen, und ich hab auch das Gefühl, das hat sich in den letzten Jahren sehr stark gewandelt. Ich glaub, es wird nicht einfacher im Moment. Wahrscheinlich ist es doch leider so, dass man ab einem gewissen Level jemanden braucht, der einen puscht. Manchmal sind es aber auch kleine Förderer, die enorm weiterhelfen.

Was hältst du selbst vom WGT? Welche Bedeutung hat es für dich?

K. K.: Oh, eine sehr große. Ich gehe schon seit vielen Jahren regelmäßig aufs WGT. Ich weiß nicht mehr genau, welches WGT das erste für mich war, aber es war schon ein einschneidendes Erlebnis. Da hatten HIM, In Extremo und Liv Kristine gespielt. Also, da muss schon viel kommen, dass ich nicht hier bin.

Ihr spielt während des Jubiläums in der Sixtina. Wie seid ihr zu diesem Gig gekommen und welche Bedeutung hat es für euch, während des WGTs live zu spielen?


K. K.: Wir sind über die Sixtina herangekommen. Ein Techniker hat uns mal gesehen und hat gesagt: "Die sind toll, die müssen zum WGT spielen". Darüber haben wir den Gig bekommen und freuen uns riesig – vor allem ja auch, weil es das Jubiläums-WGT ist.

Das WGT an sich ist für uns perfekt, und dann noch das Jubiläum, und dann auch noch unser erstes Konzert als Canterra. Das ist wie eine Art Neubeginn!

Gibt es von euch bereits Veröffentlichungen? Arbeitet ihr an neuem Material?


K. K.: Es gibt seit Frühjahr des letzten Jahres eine EP mit fünf/sechs Songs. Das ist unsere einzige Veröffentlichung. Es gab vorher schon einen in 'nem Magazin auf 'nem Sampler, einen Coversong von den Untoten. Den spielen wir auch, aber in der Rockversion, am Samstag. Wir arbeiten ganz fleißig an neuem Material zurzeit.  

Gibt es die EP noch zu kaufen?


K. K.: Ja, natürlich, hier in der Sixtina. Es steht zwar noch Avatar drauf, aber es ist Canterra drin.

Herzlichen Dank und viel Erfolg als Canterra!

 


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