DTORN - Von Dornen und Zerrissenheit Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Freitag, den 28. Mai 2021 um 16:17 Uhr

© Wolfgang Hesse

DTORN
Erschienen:
April 2021

Man kann es eine Überraschung nennen, denn dank dem Darkstreamfestival sind wir, "Rezianer" und "Die Welt der dunklen Musik" auf DTORN aufmerksam geworden. Zunächst das kleine Studiokonzert und dann die Verweise zu den Musikvideos haben den Weg geebnet und der Wunsch, die Band bei uns in die Sendung zu haben, war geboren. Diese Anfrage haben DTORN postwendend beantwortet, nochmals herzlichen Dank dafür. Am Ende des Textes gibt es Hinweise auf das zweite Salonkonzert "Akustisch und ver?timmt" am 11. Juni 2021 um 20 Uhr auf Youtube (https://www.youtube.com/channel/UCTMCu46gFY_4osma3R8ZA4Q)


DTORN - Eine Band aus Leipzig



















Ein überraschendes Musikwerk

"Tick Tack Tick Tack Paranoia Mindfuck. Die Rede ist entsichert und Worte sind im Magazin", das ist die Message, die das Album, das als Debütalbum den Bandnamen trägt, herüberbringt. DTORN das sind Torsten (DTORN) Schneyer (Adversus), Carsten Hundt (Kontrabass/LAMBDA BASS PROJECT), Birte Sedat (Harfe) und Bernd Sambale (Piano). Als Gäste sind Maria und Silas Hofmüller, (Akkordeon, Gitarre und Flöte) sowie Jakob Hofman (Perkussion) zu hören.
Musikalisch bewegt sich die Musik von DTORN zwischen Darkwave, Folk, Neoklassik, Dark Chanson und experimenteller Elektronik.
Zehn Tracks, keiner unter fünf Minuten charakterisieren den "digitalen" Datenträger. Ja, richtig gelesen, DTORN versenden ein Album, bestehend aus Artwork mit einem USB-Stick in Form einen Schlüssels. Etwas ganz Besonderes, wie wir finden.


Track für Track voller Spannung

© Wolfgang Hesse

Das Album beginnt mit der "Dtornenhymne", was auch als Einleitung und Hinführung zur Band verstanden werden kann. Gleich von Beginn fallen die Instrumente auf. Dunkle Streichertöne, Schlagwerk, Harfe und elektronische Soundteppiche umrahmen die außergewöhnliche Stimme von Torsten.
Man bemerkt sofort, es ist keine Hintergrundmusik, die hier aus dem Lautsprecher oder dem Kopfhörer ertönt. Die Texte dominieren die Songs von DTORN. Zusammen mit der gut durchdachten Komposition beschreibt Torsten darin Gefühle und Gedanken, die er mit seinen Hörern teilen möchte.
"Taucherlied", der zweite Track, beginnt mit Tiefseegeräuschen eines U-Bootes. Beschrieben wird der tiefe Frieden, der im tiefen Meer zu finden ist. "Tiefer, Tiefer und hinab …", hinab ins nasse Grab, oder doch auftauchen? Man entscheidet sich für Zweiteres "Jetzt ist das Herz noch stärker, wenn du geliebt wirst."
Weiter geht es mit "Der leere Rahmen". Nicht nur in diesem Song, sondern generell in alles Liedgeschichten, dreht sich alles um Leben und Tod, um Leid und Freude, um große und kleine Gefühle ("Wenn ich einmal nicht mehr bin…").

In "Das Gegebene Wort" geht es um Liebe und Zärtlichkeit, verbunden mit viel Zweideutigkeit. Vom Pflanzen, über die Pflege, das Fällen bis hin zum Sargbau erfährt man die ganze Geschichte eines Baumes. "Ich pflanze einen Baum für dich, meine Vergeltung unterschätze sie nicht…" Diesen Song findet man als Video bei Youtube:


Musikvideo "Das gegebene Wort"

Eine ganz andere Stimmung vermittelt das Lied "Lebenstanz". Gesungen von Birte im Duett mit Torsten, erzählt es die schöne Geschichte eines Mädchens, von der ersten Liebe bis zum Grab. Klavier und Harfe bestimmen die Instrumentierung, immer mit elektronischem Sound versetzt. Die Bäume begleiten die poetische Lebensgeschichte, rauschen, wispern oder seufzen zur Story, die zu einem wunderschönen Song verwoben wurde.
Über das wilde Gedankenspiel geht es in "Die Wilde Jagd". Das Schreiben und das Dichten stehen im Mittelpunkt des wieder sehr poetischen Textes. In der Mitte des Songs findet man einen beeindruckenden instrumentalen Teil, der rhythmisch verschiedene Sounds und Geräusche miteinander verbindet, dennoch aber der Melodie treu bleibt.


Musikvideo "Sturmruhe"

"Sturmruhe" ist der wohl beeindruckendste Track auf dem Album. Verschiedene Uhrgeräusche zu Beginn werden von Klavier aufgenommen. Hier wird die Stille zum Martyrium. Jede Sekunde wird fühlbar und brennt sich ins Hirn. Vielleicht kann man dem Ganzen nur mit einem Schiff in den Wolken entfliehen, wie im Video gezeigt wird.
Im Song ist die Stimme von DTORN sehr wandelbar. Von sanften, fast melancholischen Klang bis hin zu gepresster Sprache. Das Video hinterlässt teilweise ein Erstaunen und ein Unwohlsein beim Betrachter, aber auch viel bildliche Schönheit. Somit ist das Video quasi ein sehr gutes Abbild der Musik von DTORN.
Torsten erzählt im Interview, dass der Song "Winterkalt" für ihn zu einem Corona-Song geworden sei. Er beschreibt hier seine Gefühle in einer stillen, fast toten Welt. Blumen aus Eis lassen das Herz erfrieren. Es ist alles so winterkalt, fast ohne Hoffnung auf wärmende Strahlen, die das Leben wieder bringen. Doch diese Hoffnung ist tatsächlich noch da, die Hoffnung auf dem Frühling. Mit dieser Erwartung schließt das Album.

Fazit: Gäbe es DTORN nicht, diese Band müsste erfunden werden. Obwohl, insbesondere bei den Texten, Vergleiche zu "Adversus", dem noch existierenden Bandprojekt von Torsten Schneyder, auftauchen, so hat er mit DTORN eine ganz andere musikalische Basis geschaffen. Bei Komposition, Instrumentierung und auch beim Artwork beweist er seine ganze vielseitige Kunst. Viele Ersthörer werden DTORN folgen, darunter auch viele Freunde aus Adversus-Tagen.
Die charismatische Art der Frontmanns konnte man bisher bei zwei Salonkonzerten erleben und letztlich auch das erste Mal live während eines Konzertes in den Tankbar über Pfingsten. Man sollte also DTORN auf dem Schirm behalten, denn weitere Auftritte sind in Planung, wie das unten angekündigte akustische Salonkonzert am 11. Juni. Die Songs entfalten unter Live-Konzertbedingungen ihre volle Kraft, wenn auch mitunter das Visuelle gegenüber dem Text überwiegt, aber dafür gibt es eben auch die Musik als digitale CD.


Interview mit Birte und Torsten (DTORN)

Birte und Torsten berichten im Interview in unserer Sendung "Die Welt der dunklen Musik" über die Entstehung der Band, das Leben mit Musik und für die Musik, jenseits des Kommerzes und über das Debütalbum "DTORN".


Trackliste:

01  Dtornenhymne  
02  Taucherlied  
03  Der Leere Rahmen  
04  Memento  
05  Mein Rettungsfloß  
06  Das Gegebene Wort  
07  Lebenstanz  
08  Die Wilde Jagd  
09  Sturmruhe  
10  Winterkalt 

Band:

Torsten Schneyer alias DTORN (Stimme, Lyrik, Komposition /Adversus)
Carsten Hundt alias Bassmeister (Kontrabass/LAMBDA BASS PROJECT)
Birte Sedat alias Bajallea (Harfe)
Bernd Sambale (Piano)

Weitere Informationen

Homepage: https://dtorn.de/
Facebook: https://www.facebook.com/DTORN-104195894444832
Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCTMCu46gFY_4osma3R8ZA4Q
Soundcloud: https://soundcloud.com/user-927296288

Link zum ersten Salonkonzert von DTORN am 17. April 2021
https://www.youtube.com/watch?v=ub8Alpmpcwk&t=4s

Herzlichen Dank an DTORN für die Bereitstellung und die Möglichkeit zum Interview.


Akustisch und ver?timmt – Salonkonzert II


















11. Juni 2021, 19.00 Uhr bzw. 20.00 Uhr in Zoom und auf Youtube

Der „Eintritt“ besteht auf freiwilliger Spendenbasis: die Künstler freuen sich über eure Unterstützung in der Kunst- und Event-Krise nach euren persönlichen Möglichkeiten. Das Programm ist diesmal rein akustischer Natur. Der Poet der Schatten und seine talentierten Instrumentalist*innen verwöhnen euch einen ganzen Abend lang mit melancholischen Melodien und nachdenklichen Texten, handgemacht, pur und direkt.
Nehmt euch für diesen Abend viel Zeit und schüttelt den Stress der Woche von euch. Verabredet euch mit euren Liebsten und macht es euch vor dem Bildschirm mit einer guten Flasche bequem. Davor und danach treffen wir uns alle gemeinsam in einer Zoom-Lobby, trinken gemeinsam ein gutes Glas und reden.

Weitere Informationen:
Veranstaltungslink:
https://m.facebook.com/events/1001931340340638