Label: TIMEZONE records Genre: Dark Rock Erschienen: 22. Oktober 2021
Mit "Gebete" veröffentlichte die Band Mystigma aus Osnabrück am 22.10.2021 ihr bereits sechstes Studioalbum. Viel Enthusiasmus spricht aus dieser musikalischen Arbeit. Die Band hat die pandemiebedingte konzertfreie Zeit intensiv genutzt, um ein echtes Meisterwerk zu schaffen. Auch das Digipack zeugt von Kreativität. Mystische Bilder mit vier Gestalten finden sich mehrfach auf den acht Seiten wieder. Dem gleichen Design begegnet man zusammen mit den Texten zu den 12 "Gebeten" im Booklet, wobei die Band im Mittelteil in mystischem Licht zu sehen ist.
Wie von Mystigma bekannt, werden alle Songs in Deutscher Sprache gesungen. Torsten Bäumer verleiht der Interpretation eine tiefe Emotionalität, die von den anderen Alben der Band bereits bekannt sind.
Die ersten melodischen Takte des Openers "Schockraum" führen hinein in eine nicht zuordenbare Welt, bevor die Gitarren und die Stimme von Torsten den Song übernehmen. Der Text selbst ruft den Zuhörer auf, aus dem "Alptrauminferno" auszubrechen und den Blick nach vorn zu richten. "Du hast nicht ewig Zeit" heißt es da mahnend.
Die Worte "So nackt und kalt suchst du nach einer Lichtgestalt" stehen auf dem Digipack und so beginnt der zweite Song "Wie ein Gebet". Ein breiter Gitarrenteppich breitet sich aus. Der Song beschreibt die Suche nach einer Antwort, die sich neben Zweifeln, der Last und einer vergeblichen Hoffnung nicht finden lässt. Der Weg zum Märtyrer ist nicht mehr weit. Hierbei bekommt Torsten gesangliche Unterstützung durch Tina Frank mit ihrer bezaubernden Stimme, die sie schon bei der Band Eisbrecher einsetzen durfte und auch in vielen weiteren Tracks des Albums zu hören ist. Einen ersten Ruhepunkt erreicht das Album mit "Wenn Gewalt die Stille bricht". Elektronische Klänge werden von den Gitarren aufgenommen. "Lebenslänglich" ist ein Resümee an ein verlorenen Lebens. Ein Gefangensein in sich selbst, ein Dasein im Stillstand. Auch hier legen Mystigma den Finger in die Wunde, zeigen, wie Resignation in den Menschen zunimmt, ohne den Wunsch nach Veränderung. Rockige Gitarren beherrschen den Sound, der immer wieder von klassischen Synths unterbrochen wird. Der Song "Prophet", war der erste Vorgeschmack auf das Album und konnte bereits Ende August als Lyric-Video angeschaut werden. Der Song selbst ist ein mitreißendes Rockopus mit einer interessanten Instrumentierung. Das Fazit lässt sich gut in den Zeilen "Lass die Parolen verstummen wie ein Gebet, Sei dein eigener Prophet" zusammenfassen.
Klaviertasten leiten "Herzakkord" ein, bevor die Gitarren erneut die Stimmung übernehmen. Das Klavier wird jedoch immer wieder im Laufe des Songs hörbar. Der Song ist musikalisch sehr anspruchsvoll und wird allein durch den Gesang etwas eingängiger. Ziemlich rockig kommt auch "Morpheus" daher. Musikalisch findet man im Song auch ruhige Momente und Gitarrensoli. Wie geht es jemand mit einem Rausch? Der Song erzählt von geheimen Wünschen und unerfüllten Erfahrungen. Das 12. Gebet und gleich auch der letzte deutschsprachige Song auf dem Album heißt "Charon". Es ist der düstere, greise Fährmann, der die Toten für einen Obulus (eine Münze auf die Augen gelegt) in einem Boot über den Totenfluss zum Flussufer des Acheron bringt. Dieser Song beginnt ruhig mit elektronischen Sound und Schlagzeug. "Lang lebe der Tod, Horizonte im blutigen Rot", heißt es da, denn die Hölle sei bereits hier wird berichtet im Text. Daher soll der Fährmann nicht warten, denn die Zeit für die Überfahrt ist noch nicht gekommen.
Ein Album zum Nachdenken
Mit diesem Song lassen Mystigma ihre Hörer im Nachdenken zurück. Verstörend beängstigend und dennoch brachial steigen Mystigma in ihren düsteren Klangkosmos ein. Auf Gebete legen die vier Musiker den Fokus auf ein reifes von Authenzität geprägtes Stimmungsbild. Der Dark Rock ist höchst eigenständig und voller Leidenschaft und Hingabe. Man spürt Jörg Bäumers Inspiration bei der Musik und Torsten Bäumers Emotionalität bei den Texten. Das Album wird sicher, wie all die Vorgänger, ein weiterer Meilenstein für die Bandgeschichte. Mittlerweile sind Mystigma als Vertreter des dunklen Rock in Deutschland nicht mehr wegzudenken.
Um es nicht zu vergessen. Als finalen Song findet man "Sacrifice" als 14. Track auf dem Album. Die in Englisch interpretierte Rock/Metalnummer von Dan Swanö (Edge of Sanity) wurde von Mystigma neu aufgenommen und versprüht Dynamik in einer dunklen Atmosphäre.
Torsten berichtet im Interview in unserer Sendung "Die Welt der dunklen Musik" über das neue Album "GEBETE", über die Vorbereitung, die Entstehung zu Zeiten der Pandemie und über die Bedeutung der Textaussagen.
Trackliste
01 Schockraum 02 Wie ein Gebet 03 Wenn Gewalt die Stille bricht 04 Lebenslänglich 05 Erlösung 06 Prophet 07 Testament 08 Herzakkord 09 Unter die Haut 10 Morpheus 11 Dornenmensch 12 Charon 13 Sacrificed