Skinny Puppy: Weapon |
Geschrieben von: Mira Sommer |
Donnerstag, den 30. Mai 2013 um 21:21 Uhr |
Label: Metropolis Records Nach zwei Jahren Wartezeit liegt nun ein neues Album von Skinny Puppy vor. Hochglanzrobotspinne auf dem Cover und ein spartanischer Titel "Weapon" geben noch nicht viel Aufschluss. Dafür dann aber das Booklet: Bilder aller möglichen Waffen, einfache Farbschemata, apokalyptische Zitate. Schon bei den ersten zwei Songs ertönen die gewohnten post-industrialen Skinny-Puppy-Klänge, als wäre die Zeit stehen geblieben. Vor allem bei "IllisiT" und "Solvent" ist das der Fall. Jedoch scheint zunächst alles etwas minimalistischer.
Hier geht es nun, wie der Name schon sagt, um die Waffenlobby, das Glorifizieren der Waffe an sich und die verheerende Wirkung eines Angriffs durch Waffen. "Das menschliche Tier ist eine Waffe", sagt Nivek Ohgr. "Jeder Gedanke und jede Tat (...), politisch, physisch oder spirituell, hat das Potential Schaden und Elend anzurichten. Dieselbe Tat, ohne Angst und Misinformation übermittelt, sondern von einem positiven Anliegen begleitet, hätte den gegenteiligen Effekt." Der Mensch ist die WaffeMit Massakern, die scheinbar immer öfter stattfinden, und der Waffenkontrolle als "heißes Eisen" in der amerikanischen Politik schien es an der Zeit, diese Punkte zu thematisieren. "Waffen und Pharmazie sind die letzten Bastionen der Investoren (des Wohlstandes), der letzte Halt des Produzierens in einem zerbröckelnden Machtsystem, welches noch immer wechselseitige Zerstörung fördert", schliesst Ogre. "Es wird verstümmelt, geschwächt, kontrolliert durch genetische Veränderungen und Bombadierung ganzer Populationen bis wir zurück im Steinzeitalter angekommen sind. Dann werden Mutationen durch neue Medizin in Schach gehalten, während behauptet wird, es wäre zur Heilung der Menschen (...) Waffen sind dann der nächste Schritt in der Evolution. Wir sind Waffen." Musikalisch bewegen sich die Songs noch immer auf dem Level von ineinander übergreifenden Stilen von Electro, New Wave, Industrial und Rock"IllisiT" versteht sich als Fock auf die Autoritätenkontrolle, die uns vor den vermeintlichen kriminellen Elementen schützen will. Eine Art Sirene mischt sich unter den pulsierenden Rhythmus. Bürger bewaffnen sich, um sich vor anderen Bürgern zu schützen. Gedanken an den amerikanischen Farmer mit der Schrotflinte im Schaukelstuhl können da leicht entstehen. Der klassische Skinny-Puppy-Sound ist wohl in "Solvent" am stärksten vertreten. Es geht um eine an George Orwell angelehnte Zukunft. Die Waffe hat nur Macht in den Händen der Menschen, die keine Angst haben sie zu benutzen. Es ist eine Welt, wo jeder Privatbürger eine Waffe hat, jedoch von Überwachungskamereas bewacht wird. Kampfbereitschaft und ResignationIn "PlasiCage" wird der Hörer dann aufgefordert, selbst den Kampf gegen die waffenverehrende Kultur aufzunehmen. Es werden also nicht nur Zustände beschrieben, sondern es findet direkt ein Aufruf statt. Wenig Hoffnung setzen die Texte jedoch in die Menschheit. Klang "PlasiCage" noch optimistisch kampfbereit, ist "Terminal" ein Grab- und Trauergesang, mit Chor und düsteren Klängen. Ein Abgesang auf unsere Gesellschaft? Trackliste 01. Wornin' Vielen Dank an Result Promotion für die Bereitstellung des Rezensionsmaterials! |