Paasilinna, Arto: Nördlich des Weltuntergangs Drucken
Geschrieben von: Cindy Loether   
Donnerstag, den 09. September 2010 um 19:18 Uhr

Paasilinna, Arto - Nördlich des WeltuntergangsSeiten: 316, Taschenbuch
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Roman
Sprache:
Deutsch
ISBN-10: 3-404-92192-5
ISBN-13: 978-3-404-92192-8
Originaltitel: Maailman paras klyä (finnisch)
Erschienen: 12. März 2007


In den 1990er Jahren bricht die Weltwirtschaft zusammen. Eine Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes ist die Folge: ein Reaktorunglück in St. Petersburg, Hunger und Armut auf der Erde. Kurz bevor die Welt aus den Fugen gerät, stirbt ein ehemaliger Kirchenbrandstifter und hinterlässt sein gesamtes Vermögen einer Stiftung mit einer skurrilen Absicht: Eine Kirche soll gebaut werden.

Hoch oben im Norden Finnlands sollte das doch kein Problem sein, denkt man. Doch die Bürokratie stellt sich quer. So wird es eine illegale Kirche, eine illegale, ungeweihte Kirche ohne Gemeinde. Bereits beim Bau gibt es Probleme: Die Obrigkeit versucht, den Bau abzureißen. Die Bauarbeiter und einige Grüne ketten sich an die Mauern und setzen sich durch.

Neben der Kirche entsteht ein Dorf der Grünen. Im Laufe der Jahre entwickelt sich eine Siedlung; ein ganzes, unabhängiges, kleines Reich entsteht, welches von Landwirtschaft, Viehzucht, Fischfang und den Wäldern existiert. Während in der restlichen Welt die Rezession anhält und zum Dritten Weltkrieg führt, der in einer atomaren Katastrophe endet, bauen die Menschen im hohen Norden weiter und weiter: eine Mühle, Schulen, ein Dampfkraftwerk, eine Schnapsbrennerei etc.

Der Krieg dringt kaum zu ihnen vor. Sie bleiben vor der Strahlung bewahrt und nur selten verirrt sich ein Flüchtling zu ihnen. Eines Tages stürzt ein Flugzeug ab: Araber, die eigentlich eine Wasserstoffbombe über Afrika abwerfen sollen, landen dank mangelnden Navigationskenntnissen in Finnland. Die Bombe wird von der Siedlung entfernt und aufbewahrt.

Nach Ende des Krieges wird sie weit fortgebracht und explodiert aus Versehen auf einer einsamen Insel. Die Siedlung um die Kirche entwickelt sich immer weiter, während der Rest der Welt stirbt. Und dann ist der Krieg zu Ende. Einfach so, denn es gibt keine Zivilisation mehr. Im hohen Norden bestellen sie immer noch die Felder.

Ein Komet erscheint am Himmel, der immer näher kommt. Er schlägt auf der Erde ein: Europa, Asien und Amerika werden überflutet und der Nordpol herausgerissen. Als die Bewohner der Siedlung im Norden wieder nach draußen treten und die Sonne aufgeht, sind sie froh, dass sie noch leben - auch wenn die Sonne jetzt nicht mehr im Osten aufgeht. Noch etwas hat sich verändert: Am Polarkreis ist es nicht mehr kalt und auch Flamingos fühlen sich dort heimisch.

Das Buch ist erschreckend und zugleich schön. Man muss dazusagen, dass es 1992 veröffentlicht wurde und einen Zeitrahmen von ca. 1992 - 2024 umfasst, also, die Zeit, in der wir leben. Erschreckend, denn irgendwie könnte es passieren. Nein, morgen bricht die Welt nicht gleich ins Chaos, aber wie war das mit der Ölknappheit?

Arto Paasilinna zeichnet ein böses Bild, mit ein wenig Sarkasmus und einem Fingerzeig Ironie. Das Buch ist sehr gut geschrieben, immerhin habe ich es an einem Tag verschlungen. Der Zynismus und die Gesellschaftskritik sind nicht zu überlesen. Eine einfache Agrargesellschaft, die das Leben zu schätzen weiß, wird einer verschwenderischen, unachtsamen und arroganten Gesellschaft gegenübergestellt.