Letzte Instanz – Interview anlässlich des Fankonzertes im F-Haus Jena (29.04.2010) Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Sonntag, den 26. September 2010 um 20:50 Uhr

copyright: Wolfgang HesseHolly d., du bist von Anfang an dabei, wie kam es eigentlich zur Letzten Instanz?

Holly d.: Gegründet wurde die Band unter dem Namen "Resistance" in der Nachwendezeit. Orientiert haben wir uns an Bands wie Skyclad. Gespielt wurde Folkpunk, später Folk-Metal. Daraus hat sich dann die Letzte Instanz gegründet. Von der Anfangsbesetzung sind nur noch M.Stolz und ich dabei.

Wir sind mittlerweile beim neunten Album und stehen seit zwölf Jahren auf der Bühne, das ist schon eine beachtliche Zeit. Seit 2005, als Holly unser Sänger wurde, spielen wir in der gleichen Besetzung. Jede Band macht eine Entwicklung durch. Wir machen Musik, wir entwickeln uns durch die Musik. Unsere Alben zeigen dies am besten.


Neben Holly (Gesang) gehören M.Stolz (Violine), Benni Cellini (Cello), Oli (Gitarre), Michael Ende (Bass), Specki T.D. (Schlagzeug) und Holly d. (Gitarre) zur aktuellen Besetzung. Wie würdet ihr selber euren Musikstil bezeichnen?

Holly d.: Mittlerweile könnte man unseren Stil schon zu Gothic-Rock zählen. Die weitläufig immer wieder genannte Mittelalterschiene passt nicht zu uns. Wir entnehmen eher Anleihen aus der Klassik. Letztendlich ist es aber egal, wie uns die Leute einordnen, wenn sie die Musik mögen. Wir als Band haben uns zurückbesonnen auf unsere Anfangszeiten und nennen unsere Musik wieder Brachialromantik, was nichts mit dem gleichnamigen Album zu tun hat. Wir verstehen hier eher den Stil, den rockigen (brachialen) Sound und die Romantik.

Wie entstehen eure Lieder? Wer schreibt die Musik, wer schreibt die Texte?

Holly d.: Unser Sänger Holly schreibt alle Texte, wobei Benni teilweise beteiligt ist. M.Stolz und Oli komponieren die Musik. Unsere Songs entstehen in der Regel über das Internet, wobei Musik und Texte per Mails ausgetauscht werden. Wenn wir uns treffen, sind die Lieder schon sehr weit gediehen und wir können an den Feinheiten arbeiten.

Dies zeigt, dass ihr die moderne Kommunikation sehr intensiv nutzt. Wie teilt ihr dies mit euren Fans?

Holly d.: Ich habe vor Kurzem gelernt, dass man das "virales Marketing" nennt. Wir sind auf Twitter, MySpace, Facebook und StudiVZ vertreten. Eine spezielle Facebook-Seite für die Schweiz sowie MySpace Seiten in Russisch ), Chinesisch und für Mexico haben Fans ins Leben gerufen.

Könntest du ein wenig auf eure Nebenprojekte eingehen?

Holly d.: Benni ist solistisch mit "Land Über", einem Projekt mit Cello und Saxophon, unterwegs. Micha und Specki T.D. arbeiten im Projekt "Saitensprung" mit Anna Katharina von Schandmaul zusammen. Unser Gitarrist Oli spielt in der progressiven Punkrockband Frogstar Battle Machine und Holly ist mit seinem Roman auf Leserreise.

Genau, Holly hat vor Kurzem seinen ersten Roman “Das weiße Buch des Jadefalken” veröffentlicht. Was hat ihn bewogen zu schreiben?

Holly d.: Ich glaube, das kann ich beantworten. Ich habe früher auch Texte geschrieben. Für  mich kann ich sagen, es ist mir schwer gefallen. Holly dagegen schreibt die Texte von innen heraus, weil er es einfach muss, seine Gedanken in Texte zu fassen. Unsere Lieder haben Herzblut und das liegt dem Holly einfach, darum sind wir sehr froh, ihn zu haben.

Was haltet ihr vom neuen Fanclub "Vorwärts Rückwärts – Letzte Instanz"?

Holly d.: Kurz gesagt: Viel! Da sich unser vorheriger Fanclub mehr oder weniger von selbst erledigt hatte, sind wir ganz froh, dass wir angesprochen wurden, etwas Neues zu gründen. Ich muss sagen, die machen das ganz schick. Sie organisieren das für sich und das unterstützen wir sehr gern. Der Fanclub ist nicht für die Band, sondern für die Fans da, sich kennenzulernen, gemeinsam Konzerte zu besuchen, einfach im Namen der Lieblingsband etwas zu unternehmen.

Was habt ihr für Resonanzen nach einem Jahr "Unschulds"- und "Unschuldsengel"-Tour zu diesem Album erhalten?

Holly d: Es war das erfolgreichste Album und die erfolgreichste Tour bisher. Wir haben, so kann ich feststellen, eine ganze Menge richtig gemacht. Es hat uns definitiv ein großes Stück nach vorn gebracht. Bei den Besucherzahlen haben wir im Westen Deutschlands extrem zugelegt. Ohne Kompromisse haben wir Songs im Hardrock-Stil mit einfachen Strukturen vorgelegt und es ist gut gelaufen.

Ihr wart letztes Jahr in China. Wenn ihr jetzt daran zurückdenkt, wie seid ihr als deutsche Band dort empfangen worden und was könnt ihr ganz allgemein über die Verhältnisse im Land sagen? Wie habt ihr das empfunden?

Holly d.: In China sind wir mit viel Freundlichkeit und Begeisterung empfangen worden. Wir spielten Open-Air-Konzerte vor etwa zehntausend Leuten, die vom Goethe-Institut organisiert wurden. Es war für uns einfach eine riesige kulturelle Erfahrung und unbeschreiblich, wie die Chinesen, die uns ja nicht kannten, bei unserer Musik abgingen, wie sie auf der Wiese feierten. Es war wohl das abgefahrenste Erlebnis der Bandgeschichte.

Wir konnten uns frei bewegen, fotografieren, filmen, was wir wollten, keiner hat uns irgendwie zurückgepfiffen, obwohl wir eine Kamera des MDR ständig dabei hatten. Das Leben der modernen Chinesen erinnerte mich in vielen Zügen an die späte DDR. Keiner nimmt das politische Regime noch wirklich ernst. Ohne die Tibetproblematik außer Acht zu lassen, die für mich lange ein Hinderungsgrund war, China überhaupt zu besuchen, erinnert der Staat mittlerweile an eine westliche Großmacht.

Das neue Album "Heilig" steht in den Startlöchern. Der Tourplan steht auch schon fest. Nach "Schuldig" werdet ihr nun "heilig“. Wie ist es zu diesem Albumtitel gekommen? Was wird uns musikalisch auf der neuen Scheibe erwarten?

Holly d.: Der Albumtitel steht seit Jahren fest. Es sollte eine Trilogie werden, wobei "Schuldig" die erste und "Heilig" die zweite Veröffentlichung darstellt. "Schuldig" steht im Zeichen des weiblichen Prinzips, was in Religion, Schuld und Unschuld beschrieben wird. Dafür steht der schwarze Engel. "Heilig" ist das männliche Prinzip, die Frage nach Führung, Verführung, wo geht die Reise hin. Musikalisch orientieren wir uns an "Schuldig, wobei die Songs ein ganzes Stück härter, zynischer und brachialer, aber voll spannend sind – lasst euch überraschen.

Hast du zum Schluss noch ein paar persönliche Worte an unsere Leser parat?

Holly d.: Leipzig ist für mich Heimat. Obwohl aus Dresden stammend, bin ich viel in meiner Leipziger Wohnung. Ich kann jedem Goten nur empfehlen, am Cospudener See bei Sonnenuntergang ein Bier zu trinken. Dort bin ich oft, da kann man mich auch treffen. Leipzig ist immer sehr wichtig für die Band gewesen  Wir sind von Anfang an in der Messestadt präsent und den Leipziger Fans immer sehr nah. Die „Heilige Tour“ führt über Leipzig. Wir sehen uns!

Herzlichen Dank an Holly d. und alles Gute der Letzten Instanz für die Tour!

Die Jungs sind dieses Jahr in unseren Breiten noch zu sehen und zu hören:

- am 2.10.10 Leipzig - Dark Flower - zur Releaseparty ist die komplette Band anwesend
- am 28.12.10 Leipzig - Konzert im Leipziger Werk II.