"Nicht alle Indianer leben in Reservaten" - Gil Birmingham im Interview Drucken
Geschrieben von: Nadja Kellner, Mira Sommer   
Freitag, den 22. Oktober 2010 um 11:35 Uhr

Hallo, Gil, schön, dich hier auf der RingCon in Bonn zu sehen. Wie gefällt es dir bis jetzt?

Gil: Oh, es ist "great"! Fans und Künstler treffen hier aufeinander und lernen sich kennen. Vor allem wegen des engen K ontakts zu meinen Fans komme ich gern hierher.

Ist es deine erste RingCon?

Gil:
Hier in Deutschland bin ich zum ersten Mal auf der Veranstaltung, aber ich habe auch schon andere besucht. Ich war bereits auf der RingCon in Italien, Neuseeland und auch Australien – es ist immer wieder ein Erlebnis.

Zurzeit spielst du gemeinsam mit Alex Meraz und Julia Jones in dem Sequel "Twilight" mit. Dort seid ihr Mitglieder des Stammes der Quileute, die sich bei Gefahr durch Vampire in Werwölfe verwandeln. Du bist der Chief-tain Billy Black. Wie ist es für dich, dort der Weise des Stammes zu sein?

Gil: Die Rolle finde ich großartig! Das Schönste dabei ist, dass ich eine Figur verkörpere, die die Jungen bei ihrem Schicksal als Werwölfe maßgeblich unterstützt, und wir als Stamm haben die Aufgabe, die Menschen in dem Städtchen zu beschützen.

Ich finde es bewundernswert, dass Stephenie Meyer mit den Twilight-Büchern eine andere Sicht auf Indianer entwickelt hat, eine sehr moderne, eine positive. In ihrer Geschichte gibt es zwar ein Reservat, aber die Quileute sind auch fest mit der Stadt und den Bewohnern verbunden. Es geht vor allen Dingen auch um das Bewahren der Quileute-Kultur.

Die Deutschen haben ein besonderes Verhältnis zu Indianern, denn der Autor Karl May hat ein positiives, aber stereotypes Indianerbild geprägt. Kennst du die Geschichten von Winnetou?

Gil: Ja klar, die kenne ich und ich mag sie auch. Ich finde, über Karl May und seine Indianergeschichten sollte es einen Film geben.

In Deutschland gibt es das schon, eine eher trashige Reihe mit deutschen Darstellern.

Gil: "Really?" (lacht)

Leider gibt es noch viel zu wenige Filme, die sich mit der Indianer-Thematik beschäftigen.

Gil: Ich würde mir wünschen, dass Indianer in der Filmindustrie nicht nur typische Indianer-Rollen besetzen können. Sie sollten auch mal Ärzte oder Juristen spielen, einfach normale Leute, ohne Gedanken an die Herkunft.

Der Plot sollte sich in der modernen Zeit abspielen und nicht immer an historische Cowboy-und-Indianer-Filme angelehnt sein. Und außerdem, nicht alle Indianer leben in Reservaten, das wird in Filmen oft falsch dargestellt. Viele Indianer leben in Städten. Ich zum Beispiel bin nicht in einem Reservat aufgewachsen, sondern ganz normal in einer Stadt in Texas.

Gibt es nach "Twilight" neue Aufgaben für dich?

Gil: Zunächst werde ich noch einige Zeit mit "Twilight" beschäftigt sein, aber weitere Projekte gab und gibt es natürlich.

Wie zum Beispiel "Rango"?

Gil: Ja, genau. (lacht)

Der Film soll Anfang März 2011 herauskommen. Den Trailer gibt es bereits: Rango ist ein Chamäleon, das es aus dem Terrarium in eine alte Westernstadt verschlägt. Johnny Depp verlieh ihm seine Stimme. Wie ist es, mit Johnny Depp zusammenzuarbeiten?

Gil: Oh, Johnny ist "crazy". Er versucht immer, mir Dates mit Mädchen zu verschaffen. (lacht) Nein, Johnny ist "a good boy" und er ist bodenständig, das mag ich an ihm.

Du sprichst einen "Wounded Bird". Wie muss man sich deine Arbeit am Anime-Set vorstellen?

Gil: Es ist eine ungewöhnliche Erfahrung für mich. In den meisten Anime werden die Stimmen separat aufgenommen, in verschiedenen Räumen. Bei "Rango" aber waren wir alle in einem Raum, deshalb sind wir auch wie eine Familie zusammengewachsen, und in dieser gelösten Atmosphäre entstand vieles ganz spontan, das wir in den Film einbringen konnten.

Dann freuen wir uns auf "Rango". Vielen Dank für das schöne Interview und noch viel Vergnügen auf der RingCon!

Gil: Ich wünsche euch ebenso noch viel Spaß auf der Con, und wir sehen uns nachher beim Konzert mit Jason Manns.

 

Foto: NK