Duo Hand in Hand: Beate Wein und Annett Lipske im Interview Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Donnerstag, den 09. April 2015 um 18:48 Uhr

Duo HandinhandHand in Hand, das ist ein seit über 10 Jahren aktives Singer-Songwriter-Duo aus Potsdam und Dresden, genauer gesagt, seit 2003. Beate Wein und Annett Lipske texten, komponieren und musizieren gemeinsam. Da sich die beiden, wie sie sagen, aus Kinderschuhzeiten kennen, ist eine tiefe Verbindung zu spüren, ja eine Seelenverwandtschaft, und das sehen beide als Geschenk. Sie bewegen sich auf Fender-Rhodes-Tasten und Schlagzeug, teilweise ist der Gesang zweistimmig arrangiert und sie haben mehr als nur ein Augenzwinkern parat.

Das Album "Back To Dreck" vereinigt all diese Aspekte. Das Ergebnis ist ein schräges und abwechslungsreiches Werk mit Wohlfühlgarantie. Als Frauen-Duo machen sie Straßenswing, Barfußbossa und Firlefunk, und das wie der Bandname verspricht: Hand in Hand.

"Unser Miteinander ist wie ein Geschenk"

Rezianer traf Beate Wein und Annett Lipske, Tochter von Ecki Lipske, dem Gitarristen von Electra (bekanntestes Lied "Nie zuvor", 1984), am 31. März 2015 anlässlich der 8. Geraer Songtage im Bürgercafé Mangelwirtschaft im Geraer Steinweg – und so stellten sich die beiden vor:

Beate: Wir sind Hand in Hand, Annett Lipske und Beate Wein. Wir sind ein Duo, aber uns wird oft gesagt, wir klingen wie eine Band, was schon ein Kompliment ist.
Annett Lipske:
Wir erreichen das durch unser Instrumentarium, das ist ein kleines Schlagzeugset und ein schönes, altes, sehr schweres Fender Rhodes-Piano. Uns ist aber egal, wie viel das Ding wiegt, der Klang, der da raus kommt, ist einfach unser Markenzeichen.

Ihr stammt beide aus musikalischen Familien. Ist euch sozusagen die Musik mit in die Wiege gelegt worden?

Annett: Ich bin mit Musik groß geworden, Beate auch.
Beate:
Unsere Eltern haben gemeinsam Musik gemacht, hatten gemeinsam eine Band, sind rumgetourt. Wir wurden ab und zu mitgenommen, das Musikmachen, das lag uns eigentlich sehr schnell.

Duo Hand in Hand Auftritt Songtage 2015 GeraIhr kennt euch von klein auf, seid ihr ein Team oder richtige Freunde?

Beate: Wir sind wie Schwestern, Freunde, sind Kollegen, Wegbegleiter, verbinden sehr viel miteinander. Annett: Es ist ein großes Geschenk, wenn man so einen Menschen kennenlernt und musikalisch beruflich wie auch freundschaftlich ein ganzes Stück Weg zusammen geht.
Beate: Wir können die Themen, die uns bewegen, freundschaftlich bearbeiten, das dann auch gleich musikalisch. Daher ist unsere Musik auch sehr authentisch und sehr persönlich, obwohl wir es mit einer schippe Humor nehmen …
Annett: … und auch mal unsere Missgeschicke textlich verarbeiten. Es ist toll, wenn man dann gemeinsam darüber lachen kann. Wir verpacken es in ein Lied und machen unseren Spaß daraus.

Potsdam und Dresden liegen nicht gerade um die Ecke. Wie haltet ihr es mit der gemeinsamen Arbeit an den Liedern oder auch bei den Proben zu Liveshows?

Beate: Ja, ehrlich gesagt, sind wir jetzt seit mehr als zwölf Jahren unterwegs. Wir sind eigentlich mit dieser Art zu arbeiten groß geworden. Wir treffen uns 3-5 Tage oder weniger am Stück und arbeiten gemeinsam.
Annett:
Es entstehen auch Lieder, wenn wir unterwegs sind. Es gibt aber auch Momente wo ein Jeder einzelne kreative Phasen hat. Wir teilen unsere Ideen und tauschen uns aus, da fügt es sich superschnell zusammen, auch das ist ein Geschenk, da wir uns schon ewig kennen.
Beate
: Wir sind wirklich ein Singer-Songwriter-Team. Die Lieder entstehen zusammen, sind immer Co-Produktionen. Es ist nicht nur das Ergebnis von einem, sondern von uns beiden.

Wie würdet ihr jemanden, der eure Lieder nicht kennt, beschreiben, was ihr so macht?

Annett: Straßenswing …
Beate: … Barfußbossa …
Annett:
und Firlefunk und ein bisschen Labanda ist auch drin.
Beate
: Nee, wir machen eigentlich deutschsprachige Musik und benutzen dabei alle möglichen Stile, um unsere Texte an den Mann, an die Frau zu bringen. Wir benutzen die Musik, um die Texte zu transportieren, meist sehr leichtfüßig und tiefgründig, auch musikalisch. Die meisten Besucher kriegen immer gute Laune und gehen mit einem Grinsen aus dem Konzert raus. Wir haben einen kompakten Sound und die Beschränkung des Instrumentariums ist perfekt, um alles auszuloten

Beate Wein von Duo Hand in Hand am alten PianoSchlagzeug und Fender-Rhodes-Piano ist eine interessante Musikzusammenstellung. Warum habt ihr euch gerade dafür entscheiden?

Anett: Die Instrumente sind mehr oder weniger zu uns gekommen. Das Fender Rhodes ist so ein Oldtimer unter den E-Pianos, gleiches Geburtsjahr so wie wir. Aber ohne Mist, wir haben es auf dem Schrottplatz gefunden, seitdem ist es unser Begleiter. Wir benutzen kein großes Schlagzeug.
Beate: Ich habe in Potsdam einen Musikerkollegen, der mich liebevoll zum Schlagzeug gebracht hat und, da hab ich begonnen, Schlagzeug zu spielen. Wir sind ja eigentlich beide Pianisten. Wir lieben beide das Schlagzeug und lieben beide die Tasten.
Annett:
Es ist eine schöne Herausforderung, die Möglichkeiten des Schlagzeugs zu entdecken, kombiniert mit dem Gesang. Jetzt gibt es dieses schöne Hin und Her, diesen Instrumententausch auf der Bühne, weil jeder einer mal an den Tasten oder am Schlagzeug sitzt. Das wechselt sich total schön ab und es macht Spaß.

"Back To Dreck" heißt eurer aktuelles Album, ein wirklich ganz amüsanter Titel, der neugierig macht. Was bedeutet für euch der Titel?


Beate: Dreck kann alles Mögliche bedeuten. Ich komme aus Potsdam und das ist eine ziemlich glatte Stadt geworden, wird immer glatter. Es wird alles "chic" gemacht. Wenn man dagegen nach Gera reinkommt, ja da ist noch eine ordentliche Schippe Dreck zu sehen, das ist ein bestimmter Charme, den ich brauche. Auch in der Musik brauchen wir 'ne "kleene" Schippe Dreck. Es darf nicht zu glatt sein, finde ich, sonst reizt es mich nicht. Ich möchte berührt werden, von kleinen süßen Fehlern, das macht nämlich Schönheit aus.
Annett: Aber Dreck heißt auch Lebensenergie, Rausgehen, das Leben in die Hand nehmen, das Leben genießen,...
Beate: zurück zu dem Wurzeln, "back" zur Urkraft. Da wir beide auch Kinder bekommen haben, wissen wir was es heißt, Eltern zu sein, Musiker zu sein und das alles miteinander zu verbinden. Das ist immer eine große Herausforderung, immer wieder die Urkraft zu spüren. Wo gehöre ich hin? Wo ist meine Basis? Was will ich? Das alles steckt in "Back to Dreck".

Duo Hand in Hand - freuen sich über den ApplausAuf dem Album geht es auch um Kinder-, Mütterfreuden, Sorgen und Alltagsgeschichten. Sind da  eigene Erlebnisse eingeflossen, ganz speziell, wenn man an die Lieder "Seitdem Du Bei Mir Wohnst" oder "Musikfrühförderung" denkt?

Annett: Wir nennen diese Scheibe manchmal liebevoll die "Muttischeibe", denn es sind Themen, die Mütter, die Frauen, bewegen. Wir hatten vor ein paar Jahren das große Glück, zeitgleich unsere Söhne auf die Welt zu bringen. Auch das ist ein großes Geschenk. Jetzt spielen sie miteinander.
Beate
: Trotzdem gibt’s auch ganz viele Männer, die die Scheibe lustig finden, weil das alles mit einem ordentlichen Augenzwinkern zu sehen ist. Man darf das Ganze nicht zu erst nehmen. Es gibt aber auch ganz gefühlvolle, tiefgründige poetische Texte auf diesem Album. Es ist eine bunte Mischung, mit Witz und lustig draufgucken.

Seid ihr euch beide selbst genug oder geht ein jeder von euch auch noch andere musikalische Wege?


Annett: Es gibt auf jeden Fall noch andere Formationen, und das finde ich sehr spannend. Wir holen immer wieder Inspirationen von woanders.
Beate: Ich spiele noch im Pulsar Trio, rein instrumental mit Sitar-Piano und Schlagzeug. Wir waren auch schon in Gera, ich glaube, es war genau einen Tag vor der großen Hochwasserflut 2013, die die Stadt heimgesucht hat. Es gibt immer wieder Sachen, wo wir mitspielen oder aushelfen. Wir haben gut musikalisch und vielfältig zu tun.

Vielen Dank für das Gespräch, alles Gute euch weiterhin und ein schönes Konzert bei den Songtagen in Gera heute!

Beate Wein, Annett Lipske: Vielen Dank auch an euch, es hat uns Spaß gemacht.

 

Weitere Informationen

Homepage: www.duohandinhand.de
Facebook: www.facebook.com/pages/Duo-Hand-in-Hand

Auftritt im Rahmen der 8. Geraer Songtage 2015