11. NCN - Nocturnal Culture Night: viel Neues neben dem Altbewährten |
Geschrieben von: Wolfgang Hesse |
Samstag, den 10. September 2016 um 13:37 Uhr |
Die 11. NCN (Nocturnal Culture Night) lockt am ersten Septemberwochenende Tausende Fans der dunklen Musik nach Deutzen bei Leipzig.
11. NCN - das gab es zu sehen und vor allem zu hörenDas NCN als kleine Schwester der großen Szenefestivals bietet für jeden Geschmack der dunklen Musikwelt das passende Genre. Dabei stehen nicht die üblichen Headliner im Mittelpunkt und geben sich die Klinke in die Hand. Das NCN-Team sucht nach den Headlinern von morgen und bietet auch Newcomern eine große Plattform. Neue Headliner braucht das LandDiese Auffassung vertritt an diesem Wochende neben auch NCN-Veranstalter Holger Troisch. So bildet die Electrogröße Klangstabil den Abschluss am ersten Festivaltag auf der Amphibühne, ganz im Sinne des Erfinders. Alles begann mit Discodeath aus Italien und viel ElectroWas hat Minimal-Wave in der Gothic Szene verloren? Nun, zumindest zeigen Discodeath aus Sardinien das nötige Engagement, sich in die Szene zu integrieren. Weiter ging es mit Dark Electro aus Altenburg. Dark Empire, das sind Janosch (Keys,Vocals), Tschief (Keys,Vocals) und Rüdi (Vocals,Programming) mit Electronic-Experimental-Pop, Balladen und EBM-Sounds mit Texten in deutscher und englischer Sprache. Klangfacetten von Janosch und Tschief vereinigen sich zu einem perfekt abgestimmten Soundgerüst. Mit ihrer CD "Encounters" aus dem Jahre 2015 zeigen die drei Thüringer ihr Klangspektum und den musikalischen Willen, in der Dark-Electro-Szene mitzubestimmen. Mit hartem, aber sehr interessantem Industrial überraschten Sonar aus Belgien. Dirk und Eric ziehen von den ersten Klängen die Zuhörer in ihren Bann. Die Musik ist eine Mischung aus Keyboard und Effekten, gemischt mit unterschiedlichen Rhythmen. Meist weiß man nicht, wie es weitergeht, denn die Belgier sind für jegliche Experimente offen. Tying Tiffany und Garden of Delight: Gegensätze und GemeinsamkeitenMan kann sich noch sehr gut an ihr Gastspiel vor vier Jahren beim NCN erinnern. Tying Tiffany begeisterte mit Gesang und ihrem Aussehen gleichermaßen. Die Künstlerin aus Italien ist gefragt und ihr Elektroclash gemischt mit Alternative ist eine persönliche Reise in die Seele. Mit klarer Stimme und ins Ohr gehenden Sound kann die ganz schwarz gekleidete Sängerin überzeugen. Zu den frühen Abendstunden zieht Tying Tiffany ein großes Publikum auf der Amphibühne in ihren Bann. Eine Fan-Aufnahme zeigt das komplette Konzert. Es war der Initiative von Holger Troisch zu verdanken, dass sich Garden of Delight beim 11. NCN wieder für ein Konzert und eine kleine Tour zusammengefunden hat. 1991 gegründet, beeinflusste die Musik von G.O.D. die Gothic Szene ganz wesentlich. Beim Jubiläumskonzert nach 25 Jahren in Deutzen erinnerten die Musiker an die Zeit bis 2008, als sich die Band erst einmal aus der Musikszene zurückzog. Mit Gothic Rock und mitreißenden Rhythmus können sie alte und neue Fans gleichermaßen überzeugen. Aus dem Programm stand ein exklusiver Querschnitt aus der musikalischen Geschichte der Band. (Bilder folgen) Eine vierte Bühne ergänzt das Musik-AngebotDie Weidenbogenbühne auf dem Gelände des ehemaligen Mittelaltermarktes liegt in Front zum neuen Eingang des Festivalgeländes. Vor dieser Bühne gibt es jede Menge Platz zum Abfeiern, Zuhören und Zuschauen. Samstag - ein langer und heißer FestivaltagDer Samstag beginnt bei viel Sonne bereits um 12.00 Uhr. An diesem Tag erwarten die NCN-Besucher allein 23 Bands. Das Spektrum reicht von Rock, New Wave, über Gothic Rock, Folk und Dark Wave bis hin zu Dark Electro und EBM. Mystigma (Bild unten rechts) und In Good Faith eröffnen den zweiten Festivaltag und zählen zu Newcomern mit bereits einigen Erfolgen. Mystigma aus Osnabrück haben mit Schattenboten ein außergewöhnlich starkes Album im Gepäck. Druckvoller dunkler Rock mit deutschen Texten, die ebenso dunkel wie mehrdeutig sind. Das gesamte Set wird von diesen Liedern beherrscht. Songs, wie In deinem Schatten, Diva Harmagedon, zu Staub und Gottlos begeistern die Besucher. Die Brüder Bäumer am Gesang und an der Gitarre werden unterstützt von Malte Hagedorn (Drums) und Stephan Richter (Bass). In diesem Jahr wird die Band zusammen mit Heimataerde in Leipzig und Erfurt unterwegs sein. Das wird der Band weitere Fans bescheren. Der Tourplan der Band zeigt bereits auch im kommenden Jahr jede Menge Live Gigs. Es schneit in SeptemberDann wurde es kalt, nicht meteorologisch, sondern musikalisch. Eisfabrik bringen mit ihrem Jeti und jede Menge Kunstschnee die Bühne als Arktis zum Erstarren. Aber ganz und gar nicht eisig ist die Musik von Eisfabrik. Als Support von Project Pitchfork sind die Eismänner schon vielen bekannt. Ihre eingängigen Melodien, die deutschen Texte und viele Emotionen lassen die Besucher vor der Bühne tanzen und mitsingen. Die neue Single "Walking Towards The Sun" und nicht zuletzt ihre "Maschinen" erschallen über das NCN-Gelände. Zombies bei der NCNDie Zombies sind los. Das hätte man bei der überaus gruseligen Dekoration denken können, die Miss Construction auf der neuen Weidenbogenbühne postiert haben. Da schauen Köpfe mit Nägeln oder Gesichter mit überdimensionalen Zähnen in die Menge. Und die Band ist auch nicht mehr ganz frisch. In alte verstaubte Uniformen gekleidet hängt den Zombies bereits die Haut in Fetzen an Gesicht und Händen. Dieses außergewöhnliche und spektakuläre Image soll nicht über die Musik hinwegtäuschen, denn auch hier können Miss Construction punkten. Hass und Liebe, Totes Fleisch oder Kunstprodukt kennen die Besucher. Text, Musik und Performance überzeugen. Bei mehr als 30 Grad im Schatten heizten die Zombis in Uniform das Publikum an. Auch Unzucht trotzten den Temperaturen. Mit mit Mütze und Lederkluft ausgestattet, stürrmte Frontmann "Der Schulz" die Bühne. Die Songauswahl umspannte das umfangreiche Bandrepertoire. Von "Kleine Geile Nonne" bis zum ganz frisch erschienenen Album "Neuntöter" ("Alle müssen sterben") reicht die Songauswahl. (Bilder folgen) Herren haben gewonnen – und das mehrfach!Letztes Jahr noch ein Newcomer, in diesem Jahr gehörten Die Herren zum offiziellen LineUp. Bei einer spontanen Umfrage unter den Newcomern beim 10.NCN gingen Herren als Sieger hervor. Mit Gastsänger Martin Soer von Stahlmann war es zudem eine ganz besondere Show, das erste Mal in dieser Zusammensetzung beim 11. NCN. "Wir werden weiter zusammenarbeiten", gesteht Thilo R. Herren nach dem Konzert. Und tatsächlich, Stimme und Erscheinung passen zu Herren, als wäre es immer schon so gewesen. Im Set kann man alles hören, was Herren auszeichnet. Neue Deutsche Härte in Songs, wie "Wach", "Lauf", "Feuer" oder "Meine Lust", aus dem fast gleichnamigen Album "Lust". Beendet wurde das Set, wie im letzten Jahr mit "Engel weinen", wobei Gastsängerin Monique Thiel den weiblichen Part übernahm. Duell der HeadlinerZum geheimen Headliner entpuppte sich Zeromancer aus Norwegen. Die Band, die sich in letzter Zeit ziemlich rar auf deutschen Bühnen machte, begeisterte "fast" alle Besucher auf der Amphibühne mit einem einstündigen Konzert. "Clone your Lover", "Doppelganger" oder "Need you like a drug" und "Die of a broken heart" werden euphorisch mitgesungen. Frontmann Alex, der heiße Blonde aus dem Norden, überzeugt nicht nur die weiblichen Zuhörerinnen im Publikum mit seiner Bühnenshow. Das ganze wurde begleitet von einer fantastischen Lichtshow. Der dritte Festivaltag bringt Sonne und Regen und viele NeuentdeckungenObwohl der dritte Festivaltag mit dicken Regenwolken begann, so erweist sich der Newcomerstart von Intent:Outtake als eine echte Überraschung. Keyboarder Andreas Engleitner aus Saarbrücken und Sänger und Songwriter Bastian Polak aus Leipzig sind seit einem reichlichen Jahr unterwegs und haben in dieser kurzen Zeit so richtig Furore gemacht. Frischer Dark Elektro mit eigenem Stil zeichnen die Band aus.
Frauenpower aus Schweden und EBM aus ItalienUnd wieder macht Schweden von sich hören. Me The Tiger ist ein Trio mit der Sängerin Gabriella. Neue elektronische Musik haben sich die Schweden auf die Fahnen geschrieben. Und tatsächlich, es rockt und brummt. Songs wie As We Really Are gehen wirklich sofort ins Ohr und bleiben als Ohrwurm zurück. Trotz hochschwanger geht Gabriella tüchtig ab. Die Powerfrau findet viel Sympathie beim Publikum. Eine sehr gute Idee von Holger und dem NCN-Team, Me The Tiger nach Deutzen zu holen. Gegensätze, die sich anziehen: The Cassandra Complex, Winter Severity Index und L'âme ImmortelleThe Cassandra Complex werden von vielen sehnsüchtig erwartet. Rodney Orpheus im Anzug und roter Kravatte macht ganz und gar nicht den Eindruck, der Sänger einer Elektro- und Gothic-Band zu sein. Doch nach den ersten Tönen sind alle Zweifel verschwunden und die Show geht ab. Mitreißender Elektro-Gothic-Rock Sound mit punkigen Hymnen wie "The war against Sleep" und Wave-Balladen wie "Second Shot" begeistern eine Stunde lang die Besucher auf der Amphibühne. Als Frauenquartett gegründet ist aus Winter Severity Index aus Italien ein Duo mit Simona Ferrucci und Alessandra Romeo übriggebieben. Bei der NCN 2016 werden sie von einem Bassisten auf der Parkbühne unterstützt. Gitarre, Bass, Gesang und diverse Elektronik bilden bei der Band eine Einheit. Kein Instrument überwiegt oder bestimmt den Sound maßgeblich. Die Stimme von Simona ist emotional und ihre Lieder von aktuellen Album "Human Taxonomy" stehen mit auf der Setliste. Frischer alternativer Rocksound ist das Geheimrezent von Winter Severity Index. Es sollte nicht trocken bleiben. Dunkle Wolken ziehen auf und dicke Tropfen begleiten die nächste Band. Unverzichtbar – Die Kulturbühne (Neofolk, Dark Folk und Dark Ambient)Wie in jedem Jahr und bereits zur guten Tradition geworden, gibt es eine ausgewähltes Kultur- und Musikprogramm unweit der Parkbühne im schönen Ambiente der Kulturbühne. Ausgewogene Bandmischung, viele Lokalitäten, externer MittelaltermarktTrotz einiger Neuerungen ist die NCN immer noch das kleine gemütliche Festival geblieben, mit freundlicher Security und aufgeschlossenem Aufsichtpersonal. Jeder konnte sein Auto in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände unterbringen. Es mussten also keine langeren Wanderungen unternommen werden. Besonders positiv kann der neue komfortable Eingangsbereich erwähnt werden. Hier ging man ein und aus, um beispielsweise den Mittelaltermarkt vor den Toren des Festivals zu sehen. Bei dieser Neuerung jedoch scheiden sich die Geister. Obgleich der Miittelaltermarkt nun an einem überschaubaren Platz angesiedelt worden ist, ging im Vergleich zum letzten Jahr an diesem Septemberwochende - laut Händlern und Schaustellern - die Besucherzahl stark zurück. Man fühllte sich ausgeschlossen, eben vor den Toren platziert. Auch die Besucher sahen das ähnlich. Im wie immer liebevoll gestalteten Festvivalheftchen, das jeder beim Eintritt auf die NCN kostenlos zugesteckt wird, gibt es weiter hinten eine Feedbackseite: was hat gefallen und was hat Verbesserungsbedarf. Wer also den Mittelaltermarkt wieder auf dem Festivalglände sehen möchte, hat hiermit die Gelegenheit, seinen Wunsch schriftlich kundzutun. Dafür kamen Weidenbogenbühne und Freisitz gut an - nicht zuletzt, wei die Sonnenstrahlen so ihre Probleme hatten, durch die Baumkronen hindurchzukommen. Entspannen, Erzählen und Stärken standen hier im Vordergrund, während man das Programm auf Bühne 4 verfolgen konnte. Abwechslungsreiche Musikauswahl der düsteren Gangart mit reichlich Speis und Trank unter Bäumen im September - diese Mischung bietet das NCN-Team um Frontmann Holger Troisch jedes Jahr aufs Neue. Fotogalerie zur NCN 2016--> Alle Bilder NCN 2016 zur 11. Nocturnal Culture Night <--
Vielen Dank an das NCN-Team für Akkreditierung und Fotopass! |