15. NCN 2022 – Die Rückkehr zur Festivalnormalität Drucken
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Samstag, den 17. September 2022 um 00:00 Uhr

NCN TitelbildDrei Festivaltage bei herrlichem Spätsommerwetter in Deutzen, das ist bisher recht selten gewesen. Die vorherigen Jahre gab es wenigsten einen Schauer oder ein Gewitter. Diesmal blieb alles trocken. Doch auch darüber hinaus brachte die 15. Ausgabe einige Änderungen. Es gibt jetzt anstelle der Weidenbogenbühne die Waldbühne mit einer großzügigen Freifläche für die Besucher. Damit hatte jedermann die Chance hier seine Lieblingsband zu erleben. Weiterhin gab es im erweiterten Programm wieder mal eine Lesebühne. Die Sitzgelegenheiten auf der Arena vor der Amphibühne fehlten leider. Man war halt verwöhnt von den ehemaligen Bänken und den Stühlen während der Spezialausgaben in den Pandemiejahren. Die Freisitze unter Bäumen waren auch dieses Mal ein Anziehungspunkt doch meist waren alle Plätze besetzt.

Leider startete der Festivalfreitag mit einigen Programmänderungen. The Eternal Afflict hatten kurz vor dem Festival wegen Krankheit abgesagt und Ashbury Heights konnten aufgrund eines Lufthansa-Streiks nicht anreisen. Holger Troisch versprach den ein wenig traurigen Fans, dass man sich bemühen werde diese Band das nächste in das Lineup aufzunehmen. Alternativ konnte am Freitag die Band Still Patient? gewonnen werden. Da auch Henric de la Cour nicht rechtzeitig anreisen durften M.I.N.E. eine Headlinershow in voller Länge auf der Amphibühne spielen. Doch damit genug mit Änderungen. Für Henric de la Cour wurde ein Ersatztermin für seine Show am Samstag gefunden, damit war alles gut.

Homepage des Festivals: https://www.ncn-festival.de/
Facebook: https://www.facebook.com/ncnfestival/


Berichte über das NCN bei Rezianer:
In den letzten Jahren haben wir ausführlich in Wort und Bild von diesem Mitteldeutschen Festival berichtet.
Hier findet ihr die Links zu den letzten Nocturnal Culture Nights:

2021 - Spezialausgabe
2020 - Spezialausgabe
2019 – 14. NCN
2018 – 13. NCN

Ausführliche Fotogalerie: -->hier <--

Herzlichen Dank an die das NCN-Team für Akkreditierung und Fotopass!



Freitag – Ein Festivalfreitag mit vielen Überraschungen

Den Festivalfreitag eröffnete die Band Trilogy auf der Waldbühne und damit auch das Festival. Die beidem Moderatorinnen Manja und Anne wünschten den Besuchern ein schönes Festival und weihten somit auch gleich die neue Bühne ein.








© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse









TRILOGY sind Jens Müller (Vocals) und Erick Miotke (Musik) mit Live-Support Chris "Léo" Leonhardt (Drums). In Deutzen präsentierte das Dark-Elektro Duo eine dynamische Eröffnungsshow, die ein toller Einstand für drei Tage entspanntes Festival war.











Wer kennt Schramm? Die meisten warteten gespannt auf das Quartett mit dem apokalyptischen Outfit. Gegründet wurde die Formation im Jahre 2006. Die Mitglieder stammen aus Greifswald und Berlin. Die Musik ist eine Mischung aus Rock und Neue Deutsche Härte. Die deutschen Texte zeichnen eine düstere Zukunft. Ganz anders der japanische Musiker und Gitarrist Nao Katafuchi, der die Parkbühne rockte. Mit Elektroinstrumentarium und Gitarre schafft er seine eigene Welt des Dark Romantic Wave. Obwohl solo auf der Bühne, Nao Katafuchi zog die Zuhörer in seinen Bann.












Still Patient? waren nicht auf dem LineUp, sprangen aber kurzfristig ein. Der unerwartete Ersatz hat einen Namen in der Darkrock Szene. Viele Besucher freuen sich über die Band und feiern begeistert vor der Bühne. Aktuell haben sie ihre neue 4-Track EP Leitbild Angst im Gepäck und in Deutzen ausgepackt. Einige Songs aus der Trackliste des Albums: (Downfall Prayer | Since When (feat. Felix Stass from Crematory) | Trees Falling | Soul Reaper) standen auch auf der Setliste des Konzertes beim NCN. Leitbild Angst ist ein überzeugendes Musikpaket und eine gute Einstimmung auf das nächste Album, welches noch 2022 erscheinen soll.

© Wolfgang Hesse

Die Lesebühne eröffnete am Freitag Christian von Aster mit seiner Geschichte "Eine Socke Namens Rechts“. Es hat nichts mit Politik zu tun, sondern "nur" mit einer Strumpfsocke, die auf der Suche nach ihrer linken Hälfte ist und dabei so manches Abenteuer bestehen muss. Wie man von Herrn von Aster gewohnt ist, stecken hinter den lustigen Begebenheiten wie immer ein tieferer Sinn, den es zu entdecken gibt.






© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse



© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse














Wald-, Park- und Kulturbühne boten am frühen Abend ein abwechslungsreiches Programm besonders für die Freunde elektronischen Sounds.

Mehr Fotos auf: Fotoshow Freitag


Sonnenschein, Musik und Feierlaune am Festivalsamstag

© Wolfgang Hesse

Der Samstag des 15.NCN brachte einen Musikmarathon von insgesamt 16 Bands. Es begann mit Neun Welten auf der Kulturbühne und endete mit dem Headliner Midge Ure auf der Amphibühne. Wer wollte konnte kurz nach Mitternacht Bon Harris von Nitzer Ebb solistisch auf der Parkbühne erleben.






Auf der Kulturbühne eröffneten am Samstag Neun Welten aus Leipzig.
Wir sprachen kurz nach dem Festival mit Meinolf Müller über die Band, ihre Musik und ihre Pläne im Rahmen unserer Radiosendung
"Die Welt der dunklen Musik"


>

© Wolfgang Hesse Da Henric de la Cour erst an diesem Tag auftreten konnte, gab es einige Programmverschiebungen, auf die man sich jedoch leicht einstellen konnte. Damit gab es auf der Kulturbühne am Abend einen ganz besonderes Highlight, Henric de la Cour aus Schweden. Vor einer bis auf den letzten Platz vollends gefüllten Fläche vor der Bühne begeisterte er und seine Band auch den letzten Besucher. Das Areal musste wegen Überfüllung kurzzeitig geschlossen werden, doch der Musik konnte bis zur Parkbühne gelauscht werden. Seit 2001 ist er solo unterwegs. Die Songs sind rockig-melancholisch untermalt und mit entsprechender Stimme und Blick geht seine Musik quasi unter die Haut.



© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse








Der größte Höhepunkt, vielleicht auch den ganzen NCN sollte noch folgen. Midge Ure war angekündigt. Bekannt ist der Musiker als Frontmann von Ultravox und als Solist an der Gitarre. Unzählige Songs und auch Hits stammen aus seiner Feder und sind durch ihn zu Klassikern der Musikszene geworden.
Mit Gitarre und Band begleitete er seine Superhits, darunter Fade to Grey, Supernatural, No Regrets, If I was, Hymn oder Dancing with Tears in My Eyes. Midge Ure hat dabei nichts an Ausstrahlung verloren. Die Songs klingen so, wie zu der damaligen Zeit. Seine Ausdrucksstärke in Emotion und Musikalität ist unübertroffen.

© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse
© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse
© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse






















Nach einem Tag voller Höhepunkte wie SITD, Diorama, Girls under Glass, Black Nail Cabaret, Torul, The Saint Paul … blieben fast keine Wünsche offen.


Trotz Abschiedsblues – Am Sonntag wird es noch einmal richtig heiß im Kulturpark Deutzen

© Wolfgang Hesse Zum Mittagszeit, genau um 12 Uhr glitzert es auf der Parkbühne. Tilly Electronics aus Leipzig bezaubern in ihrer "schwarz-weißen Haut" die Gäste und Fans, die schon reichlich vor der Bühne anzutreffen sind.
Mit einer beeindruckenden Bühnenshow, viel Glitter und mitreißenden "Pow Pow Pow" begeistern die beiden von der erste Minute. In dem Interview mit Tilly Elektronics aus unserer Radiosendung "Die Welt der dunklen Musik" berichten die beiden vom Entstehen der Band, ihr Weg vom Planet Tilly auf die Erde und warum sie soviel Erfolg außerhalb von Deutschland haben.









Bekannte Musiker aus dem Neofolk Bereich füllten die Zuschauerreihen vor der Kulturbühne. Die sanfte, ruhige und melancholische Musik von St. Michael Front mit dem nötigen Schlagwerk ließ die Besucher nicht nur Träumen sondern lud auch zum Tanzen ein. Viele freuten sich Matt Howden, den Mastermind von Sieben, endlich wieder mal in Deutzen begrüßen zu können.

© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse
© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse















EBM, Rock, Industrial und Elektronik, so kann man die Musik auf der Waldbühne an dem letzten Festivaltag zusammenfassen. Auch hier war für jeden Geschmack etwas dabei. Während E-Craft die Bühne mit ihrem peitschenden EBM-Klangwellen fast niederrissen, ließen Battle Scream mit Elektro Rock die Herzen der Gitarrenfans höher schlagen.
Erk Aicrag ließ harten EBM erklingen. Claus Larsen von Leaether Strip brachte seine Klassiker (Old School, wie er sagte) auf die Waldbühne. Das Publikum feierte den Künstler, der sehr regelmäßig mit neuen Songs und Remixen von sich hören lässt.

© Wolfgang HesseDie wohl beste Depeche Mode Coverband Forced to Mode beschloss den musikalischen Reigen auf der Waldbühne. Musik der großen Band aus den 80-er Jahren, so zu hören, als ständen sie leibhaftig auf der Bühne ließen viele Herzen höher schlagen und viele Erinnerungen kamen zurück. F2M sind immer wieder ein Erlebnis.







© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse








Ein wirklicher Höhepunkt war ohne Zweifel Frank The Baptist auf der Parkbühne. Mit seinem ersten Auftritt beim NCN wurden viele Wünsche erfüllt. Dynamisch, viel Bühnenpräsenz rockten er und seine Jungs die Parkbühne. Es war eine Freude der Band zuzusehen und zuzuhören.


© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse








Auf der Amphibühne wurde es nostalgisch. Hier trafen sich zunächst die Liebhaber von F.O.D. und konnten fast jeden Song aus dieser Zeit mitsingen, wie zum Beispiel Schön und Stolz. Der mitreißende Synthypop ging in die Beine. Nach 10 Jahren Schaffenspause erschien im August endlich das lang erwartete neue Studioalben "Mensch Macht Maschine". Auch The Cassandra Complex kamen mit neuen Songs auf das NCN. Pünktlich zum 40jährigen Jubiläum erschien mit "The Plaque" das erste Album nach 22 Jahren. Rodney Orpheus konnte auch auf einen Song verweisen, den er als erstes geschrieben hat: "March" mit der heute wieder aktuellen Textzeile "All I want is freedom"

© Wolfgang Hesse© Wolfgang Hesse








Den Abschluss des 15. NCN waren in diesem Jahr den Nitzer Ebb Projekt NEP vorbehalten. Leider konnte Gründungsmitglied Douglas McCarthy nicht in Deutzen auf der Bühne stehen. Doch das Publikum schickte einen großen Applaus per Video zu ihm nach Hause. Bon Harris hat mit Daniel Myer einen kompetenten Partner in die Band geholt, der das gesamte Schlagwerk übernahm. Der Sound wird als aggressiv-rhythmisch, elektronische Tanzmusik bezeichnet, den Nitzer Ebb über die Zeit nach 1982 stetig weiter entwickelt haben und heute, wie damals die tanz hungrigen Fans vor den Bühnen der Welt begeistern.