Lambchop in Gera – Akustischer Folk in der Johanniskirche Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Sonntag, den 12. Dezember 2010 um 18:53 Uhr

Bereits im Spätsommer gingen erste Infos durch die örtliche Presse. "Die Band Lambchop spielt in Gera!" Wer sind Lambchop? Nur etwas für Insider und Fans? Von wegen!

Lambchop zählt zu den bekanntesten Singer-/Songwriter-Formationen weltweit und ist für viele ein Inbegriff von alternativer Folkmusik. Auf immerhin 11 Studioalben kann die Band verweisen. Dabei ist eine stete Entwicklung zu erkennen.


Das im Jahre 2002 veröffentlichte Album "Is A Woman" wurde für die Band der Durchbruch. Karl Bruckmeier beschrieb es seinerzeit in der Süddeutschen Zeitung "als eines der besten Alben der Popgeschichte". Ob nun England oder Norwegen, seitdem tourt die Band durch ausverkaufte Konzertsäle weltweit.

Während ihrer Auftritte 2010 werden Lambchop das Erfolgsalbum von 2002 komplett live performen, erstmalig inklusive der Songs von der Bonus-CD der limitierten Edition.

Neben Kopenhagen, Malmö und Zürich hört sich Gera etwas außergewöhnlich an. Es ist zudem auch das einzige Konzert in den neuen Bundesländern. Der Geraer Musikagentur artfullsounds ist es zu verdanken, dass Gera auf dem Tourplan steht. Sie haben als Organisatoren der Geraer Songtage diese bereits zu einem Markenzeichen der Singer-/Songwriterszene gemacht. Auch MDR Figaro setzt das Konzert auf den Tourkalender und schickt Ankündigungen über den Sender.

Am 3. Dezember hat der Winter Gera voll im Griff. Bei 11 Grad unter null versammeln sich, verständlicherweise, wenige Besucher vor der größten Kirche der Stadt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Öffnung der Tür sehnlichst "entgegengebibbert" wird. Da können auch die beiden MDR-Leuchtsäulen am Eingang keine Wärme spenden. Fast pünktlich öffnen sich die Türen der Johanniskirche und ein Becher Glühwein erwärmt die erstarrten Finger.














Um 21.00 Uhr betreten die Musiker den ganz in blaues Licht getauchten Altarraum. Frontmann Kurt Wagner ist in seinen warmen Sachen unter Kapuze und Basecap kaum zu erkennen. Ganz im Stil des Albums wechseln sich ruhige und rhythmische Songs einander ab, unterbrochen von netten Worten Wagners und Späßen vom Pianisten Tony Crow.

Beide konstatieren, dass man eigentlich zu einer anderen Jahreszeit Konzerte geben solle.

Beeindruckt zeigt sich der aus Nashville, Tennessee, stammende Sänger und Songwriter von den Schneemassen in Gera. Es dauert schon einige Lieder lang, bis Kurt sich eines Teiles der warmen Bekleidung entledigt. Nur langsam tauen er und die Band auf.

Die vier Säulen des sakralen Altarraumes erstahlen während der Lieder eindrucksvoll in den unterschiedlichsten Farben und Motiven. Die poetischen Songs werden musikalisch vom Piano bestimmt. Lambchop spielt immer in sehr flexibler Besetzung und kann schon mal 18 Leute auf die Bühne bringen. Dem Programm angemessen spielen an diesem Abend sieben Musiker.

Die Zuhörer lauschen andächtig der Stimme Kurt Wagners, dezent umspielt von einer Rhythmusgruppe und sphärischen Sounds. Sorgsam werden auch Gitarren und Bass eingesetzt. Die minimalistischen akustischen Klänge scheinen wie für Kirchen gemacht zu sein.

Nach dem regulären Set tauen Kurt Wagner und seine Musiker vollends auf und ohne Gitarre tanzt er während der Zugaben über die Bühne. Für die über 400 Besucher gibt es kein Halten mehr, Standing-Ovations und tosender Beifall sind der verdiente Lohn für Lambchop.

Nach über zwei Stunden entlassen die Musiker die Zuhörer wieder in die Kälte der Nacht. Bei diesen arktischen Temperaturen hat es die Heizung nicht geschafft, den Kirchenraum vollends zu erwärmen, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat.

Weitere Infos:

Offizielle Webseite: www.lambchop.net
Myspace: www.myspace.com/lambchopisaband

Dank geht an artfullsounds und Kirchenmusiker Martin Hesse für den Platz auf der Gästeliste!