Crippled Black Phoenix - (Mankind) The Crafty Ape Drucken E-Mail
Geschrieben von: Wolfgang Hesse   
Samstag, den 11. Februar 2012 um 21:07 Uhr

crippled black phoenix_netinfectLabel: Cool Green/Mascot/Rough Trade
Genre: Postprogressive-Rock/Grunge/Alternative-Rock
Erschienen: 27. Januar 2012

Wer kennt Crippled Black Phoenix noch nicht? Seit 2004 existiert diese als Superband gehandelte Formation mit ständig wechselnder Besetzung. Gründer und Mastermind Justin Greaves holt sich für seine Produktionen stets ehemalige Mitglieder renommierter Bands ins Studio. Er selbst hat unter anderem bei Iron Monkey und Electric Wizard getrommelt.


Seit dem Debütalbum im Jahre 2007 wird fleißig produziert und am Musikstil gebastelt. So gibt es bei jedem Album einen neuen Sound. Ist die Veröffentlichung "I Vigilante" aus dem Jahr 2010 eher ruhig und akustisch, stehen  auf "(Mankind) The Crafty Ape" die Rockgitarren im Mittelpunkt. Die feste Crew von Crippled Black Phoenix bilden derzeit neben dem Allrounder Justin D. Greaves Karl Demata, Christian Heilmann und Mark Furnevall. Nun liegt also die fünfte CD der Engländer in den Stores.

Musikalisch und thematisch ist das als Doppel-CD erschienene Konzeptalbum in drei Teile gegliedert.
"A Tread" (ein Faden) wird gefolgt von "The Trap" (die Falle) und im dritten und letzten Teil geht es um die Menschheit (The Blues of Men). Alle Abschnitte symbolisieren Stationen der Menschen, betrachtet von den Machern als listige Affen, die manchmal auch als Schlaumeier daherkommen.

Auf dem Album gibt es in jedem Stück Neues zu entdecken: von aufeinanderfolgenden Riffs, die sich ständig verändern, über Glockengeläut bis zu einem schwebenden Soundteppich auf dem unwirklicher weiblicher Gesang zirkuliert. Letzterer verschwindet wie in einem Loch, um dann als ein mit Gitarren getragenes Akustikstück wieder aufzutauchen. Bei "The Heart of Every Country" kann man dieses Phänomen erkennen. Schließlich geht das Stück in eine ruhige gitarrenlastige Melodie mit unaufdringlichem  Gesang über, endet jedoch mit demselben unwirklichen weiblichen Stimmen, mit denen der Track zehn Minuten davor begonnen hatte.

Für das Nebenbeihören ist das Album gänzlich ungeeignet. Als Partymusik ist es gewiss nicht konzipiert. Vielmehr sollte man schon etwas Zeit zum Zuhören investieren, um die Vielfältigkeit von Musik und Effekten zu entdecken.

Im zweiten Teil wird das Album etwas populärer, das heißt eingängiger in Form von typischen Rocknummern, die jedoch keine Alltäglichkeit aufkommen lassen. So beginnt zum Beispiel "Laying Traps" mit einer in der Lautstärke ansteigenden Frequenzmodulation. Die recht ruhige Melodie wird von einigen Gitarren-Solos begleitet und steigert sich zum Ende in einen vom Piano übernommenen Part.

Ein Sturm an Drums und Percussions bestimmt das nächste Stück, "Born In A Hurricane", das zum Ende ein Percussionssolo enthält.

An unvergessene Bands der Rockmusik wie Nazareth oder Van der Graf Generator erinnert "(What)", ein echter Ohrwurm auf dem Album. Der weibliche Gesang wird von Miriam Wolf beigesteuert.

Mit CD2 beginnt Teil 3.
Dieser umfasst fünf Tracks mit etwa 34 Minuten Spielzeit. Hier steht wieder die Komplexität im Mittelpunkt.

Experimenteller progressiver Rock, der seine Geburt bei Bands wie Pink Floyd oder Frank Zappa erlebt hat
: monumentale Werke, vollgepackt mit Effekten, Klangteppichen und immer wieder solistischen Rockgitarren, die die treibende Kraft auf dem gesamten Album darstellen.

Piano und Gesang dominieren das eher ruhig und bedächtig anmutende Stück "Operation Mincemeat", das auch Saxophon-Elemente mit verarbeitet.

Man kann Crippled Black Phoenix zu diesem Konzeptalbum nur gratulieren. Es ist für Freunde anspruchsvoller Rockmusik gemacht. Besonders Anhängern der Avantgardisten der 70er und 80er Jahre wie Pink Floyd oder King Crimson ist das Album wärmstens zu empfehlen. Man wird mit dieser Musik in jene fast vergessene Zeit entführt. Crippled Black Phoenix geben mit ihrem Album aber auch Hoffnung, dass diese Musik weiterlebt und mit neuen Veröffentlichungen nicht an Aktualität eingebüßt hat.


Trackliste

CD 1
Chapter I – A Thread:
01 Nothing (We Are…)
02 The Heart Of Every Country
03 Get Down And Live With It
04 A Letter Concerning Dogheads
05 The Brain / Poznan

Chapter II – The Trap:
06 Laying Traps
07 Born In A Hurricane
08 Release The Clowns
09 (What?)
10 Spur 10

CD2
Chapter III – The Blues Of Man:
01 A Suggestion (Not A Very Nice One)
02 (Dig, Bury, Deny)
03 Operation Mincemeat
03 We Will Never Get Out This World Alive
05 Faced With Complete Failure, Utter Defiance Is The Only Response

Spieldauer: CD 1:52:10 / CD 2:34:06

Video: Laying Traps

Band
Justin Greaves: Electrogitarre, Schlagzeug, Saw, Keyboard, Akustikgitarre, Banjo, Effekte, Samples
Karl Demata: Electrogitarre, Dobro, Slidegitarre
Christian Heilmann: Bassgitarre
Mark Furnevall: Synthesizer, Keyboard
Mark Ophidian: Synthesizer, Keyboard
Miriam Wolf: Piano, Vocals

Tour
20.03. Hamburg - Hafenklang
21.03. Oberhausen - Zentrum Altenberg
22.03. Münster - Gleis 22
23.03. Dresden - Beatpol
24.03. Berlin - Festsaal Kreuzberg
30.03. A-Ebensee - Kino
31.03. A-Wien - Arena
10.04. Frankfurt a.M - Das Bett
11.04. Tübingen - Sudhaus
12.04. Köln - Yard Club


Weitere Infos
Homepage: www.crippledblackphoenix.co.uk
Myspace: www.myspace.com/crippledblackphoenix
Facebook: www.facebook.com/pages/CRIPPLED-BLACK-PHOENIX-official


Vielen Dank an netinfect für die Bereitstellung des Rezensionsmaterials!

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