Es ist schon außergewöhnlich, wenn man nach dem Konzerteinlass kurz mal am Verkaufsstand vorbeischaut und sofort von einer Hauptperson des Abends persönlich empfangen wird. So in Glauchau am 5. Oktober geschehen, Oswald Henke begrüßt die sich interessierenden Besucher, berät sie bei der einen oder anderen Frage und lässt sich gern zu einem Autogramm oder gemeinsamen Foto bewegen.
Seine Band Henke und Coma Divine sind bereits das zweite Mal gemeinsam unterwegs. Nach der erfolgreichen Tour im Frühjahr dieses Jahres stehen nun vier weitere Konzerte in Deutschland auf dem Programm.
Die alte Spinnerei ist gut besucht. Das Publikum ist bunt gemischt, hauptsächlich schwarz gekleidet und von jung bis hin zu dem Alter vertreten, wo man Goethes Erben, die erste Band um Oswald Henke, noch aus der Gründungszeit kennen sollte.
Coma Divine aus Österreich eröffnen den Abend

Sonja Kraushofer, Frontfrau von Szenebands wie L’Âme Immortelle und Persephone, erfüllte sich mit Coma Divine den Wunsch, etwas härtere Musik zu machen. 2011 erschien das Debütalbum "Dead End Circle", und diese Veröffentlichung liefert die meisten Lieder des Konzertabends.
Auch einige unveröffentlichte Songs mischen sich in das Set und steigern so die Spannung auf eine neue CD der Band. Von sanft flüsternd bis kraftvoll, sehr emotional und fassettenreich klingt die Stimme der Österreicherin. Das Cello, verausgabend gespielt von Martin Höfert, verleiht den Songs von Coma Divine ein angenehmes Gänsehautfeeling.
Die Spielfreude ist der Gothic-Metal-Rock-Band anzumerken
Gitarrist Ashley Dayour, Sänger und Frontmann von Whispers in the Shadows, ist ständig in Bewegung. Sonja Kraushofer begeistert besonders durch ihren ausdrucksstarken Tanz, während der instrumentalen Abschnitte der Songs.Â
Während "Reason To Live" und dem neuen Song "To A Friend Of Mine" greift die Sängerin selbst in die Tasten und lässt ein Keyboard, das speziell für diese Lieder auf die Bühne gebracht wird, gefühlvoll erklingen.
Viele Emotionen liegen besonders in diesen Interpretationen. "Burn, Sister" heißt es im Lied, bei dem Sonja Kraushofer symbolisch eine blondgelockte Puppe in der Hand hält. Böse schaut sie sie an, packt sie bei den Haaren und verdeutlicht so den Text des Liedes über Hoffnungslosigkeit und Schmerz.
Die Show wird begleitet von Nebel, düsterem Licht und blendenden Spots, passend zur Musik und den Liedtexten.
Für zwei zusätzliche Lieder kehren Coma Divine noch einmal zurück – und nach der sich anschließenden kurzen Pause stürmt Oswald Henke auf die Bühne
Der zweite Teil des Konzertabends hat begonnen: Band Henke
Sofort wird der Musiker, Autor und Komponist begeistert von allen Anwesenden begrüßt. "Guten Abend, wir sind Henke – herzlich willkommen", spricht der Singer/Songwriter in das Publikum hinein. Das gerade gespielte Lied, so erfährt man dabei, wird wahrscheinlich auf dem nächsten Longplayer der Band "Maskenball Der Nackten" zu finden sein.
Danach folgen drei Songs aus dem derzeitigen Henke-Repertoire, darunter "Wer Mich Liebt". Henke stellt darin fest: "Die Welt macht mich traurig, nicht ich mich selbst".
Um der Annahme vorzubeugen, dass Henke gefälliger geworden seien, wirft Oswald Henke einen Blick in die Zukunft, um zu zeigen, "was es wieder für böse kleine Geschichten zu erzählen gibt". "Epilog" ist ein Beispiel dafür: "… im Waisenhaus, in jedem Bett ein totes Kind" heißt es da.
Vorerst das letzte Mal in Deutschland begrüßt Oswald Henke Sonja Kraushofer auf der Bühne
Beide präsentieren den David-Bowie-Klassiker "Helden", der auf der EP "Herz" der Band Henke vom Frühjahr dieses Jahres zu finden ist.
Zuvor lassen beide, wie schon während ihres Auftrittes beim diesjährigen WGT, Papierflugzeuge ins Publikum fliegen.
Viel Gefühl liegt in der Interpretation des Songs, den beide Musiker musikalisch neu entdecken und dabei ihren ganz eigenen Stil umsetzen.
Im Anschluss daran folgt ein Lied von Oswald Henkes Projekt Artwork, bei dem Sonja Kraushofer die Hintergrundstimme übernimmt. "Liebling Der Götter" ist im Publikum gut bekannt und der wiederkehrende Refrain "Like Tears in the rain" wird von vielen mitgesungen.
Oswald Henkes charismatische Erscheinung fesselt die Blicke
In Bewegung und Gestik lässt er die Texte lebendig werden. Die Stimmung in Glauchau ist am Brodeln und schwappt auf die Musiker über. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen entsteht.
Es folgen weitere neue Lieder, wobei "Valiumregenbogen" einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Man kann also nur gespannt sein, auf den "Maskenball Der Nackten".
Der Mitbegründer der Gothic-Szene klingt schon etwas wehmütig, wenn er sagt: "Wir als moderne Dark-Alternative-Band sind eng mit dem schwarzen Schwarz dieser Szene verbunden, die wir jeden Abend ein wenig zu Grabe tragen". Zur Veranschaulichung bindet er sich ein gelb leuchtendes Armband um leitet über zum neuen Song. "Das Schlager-Einerlei der neuen 'Gothics', das macht mich von Zeit zu Zeit: 'Manisch Aggressiv'". Damit trifft er den Nerv des Publikums, das dieses Lied vom letzten Album begeistert erwidert.
Auch "Zeitmemory" bekommt das Glauchauer Publikum zu hören. So wird die neue Single heißen, die im Frühjahr 2013 den "Maskenball Der Nackten" einleiten wird. "Alle laufen rückwärts" heißt es im Lied, das einmal mehr Ein- und Zweideutigkeiten in Henkes Texten zeigt, über die es sich nachzudenken lohnt. Oswald Henke bedankt sich bei seinen Fans, "denen es wert war", für dieses Konzert in die alte Spinnerei zu kommen.
Doch ohne Zugaben soll der Abend in Glauchau nicht enden
Mit "Der Eissturm" und "5 Jahre" folgen zwei Stücke aus dem Repertoire von Goethes Erben. Ein langes weißes Hemd, als Zwangsjacke zweckentfremdet, hat sich Oswald Henke übergestreift. "Ich will hier raus" heißt es im Lied, das den Wahnsinn symbolisiert.
Hier zeigt Oswald Henke einmal mehr, wie eindrücklich er es versteht, die Aussage des Textes szenisch umzusetzen. Das geht unter die Haut und hinterlässt ein beklemmendes Gefühl.
Während einer weiteren Zugabe beschließt "Medea" musikalisch den Abend. Auch dieses Lied wird auf dem neuen Album zu finden sein. Es ist das Wiegenlied einer Mutter, jedoch ganz im düsteren Stil. Akustisch begleitet von seiner Band legt Oswald Henke bei diesem letzten Stück noch einmal viel Emotion in seinen Gesang.
Die Musik von Henke und Coma Divine bewegt. Sie wirkt nach, auch wenn die Besucher den Konzertsaal schon lange verlassen haben. Es wird ein Wiedersehen geben, das denken viele, denn Henke sind im Frühjahr 2013 wieder unterwegs – dann mit dem "Maskenball Der Nackten".
Band Coma Divine Sonja Kraushofer: Vocals Martin Höfert: Cello Ashley Dayour: Gitarren, E-Bow David Pernsteiner: Drums Franz Heinrich Lirsch: Bassgitarre
Band Henke Oswald Henke: Vocals Tobias Schäfer: Keys, Piano Stefan Söllner: Guitars Tom Bola: Bass, FX Benjamin Küfner: Drums
Weitere Infos
Henke Homepage: www.oswald-henke.de Facebook: www.myspace.com/oswaldhenke
Coma Divine Homepage: www.coma-divine.com/temp/index.html Myspace:Â www.myspace.com/bandcomadivine Facebook: www.facebook.com/pages/COMA-DIVINE
Bildergalerie --> Bilder Coma Divine --> Bilder Henke
Setliste Coma Divine Intro I Remember The Odd One Out Secret Lover Everything You Want Deliverance From Time To Time Reason To Live Dead End Burn, Sister Falling Down Praise The Fallen ----- About A Girl To A Friend Of Mine
Setliste Band Henke Dokument 2 Weil Ich Es Kann Das Wer Mich Liebt Epilog Vergessen Helden (feat. Sonja Kraushofer) Liebling Der Götter (feat. Sonja Kraushofer) (Artwork) Die Brüder Schweigen Weckt Mich Grauer Strand Rote Irrlichter Valiumregenbogen Manisch Aggressiv Fernweh Ist Zeitmemory Nur Allein --- Es Ist Nacht Der Eissturm (Goethes Erben) 5 Jahre (Goethes Erben) --- Märchenprinzen (Goethes Erben) Ein Jahr Als Tag Medea
Videobeispiele der Tour auf Youtube --> "Medea" Berlin K17 --> "Helden" Frankfurt, Das Bett
Bei Rezianer Rock-Metal mit verzerrtem Cello: Coma Divine im Interview WGT 2012: Über Henke, Coma Divine und Kreativität Rezension Debütalbum Coma Divine: "Dead End Circle" Bericht über Oswald Henkes Lesereise zu "Zwischengeist" Rezension Band Henke: "Herz" Rezension Band Henke: "Seelenfütterung" Interview mit Oswald Henke: Was mich nicht interessiert, mach ich nicht"
Vielen Dank an Coma Divine für Presse- und Fotoakkreditierung!
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